Das alte Schwert diente wohl nicht nur als Waffe
In Nördlingen wird ein 3000 Jahre altes Schwert gefunden. In einem Vortrag erklärt Dr. Johann Friedrich Tolksdorf jetzt, wo solche Waffen sonst gefunden wurden.
Diejenigen, die keine Spezialisten auf dem Gebiet der Archäologie sind, dürften mit dem Auffinden eines alten Bronzeschwerts bei Ausgrabungen im Ries zunächst nicht allzuviel anfangen können. Für Kenner und Experten dieser Materie ist ein wissenschaftlich fundierter Vortrag über die Bronzezeit jedoch ein „Höhepunkt“, wie es der Vorsitzende des Vereins Rieser Kulturtage, Gerhard Beck, bei einer Veranstaltung am Donnerstag in der Schranne in Nördlingen ausdrückte.
An diesem Abend war es Dr. Johann Friedrich Tolksdorf vom Landesamt für Denkmalpflege, der in seinen kurzweiligen Ausführungen zu dieser Epoche der Menschheitsgeschichte speziell Ausgrabungen in Nördlingen und Umgebung beleuchtete. Im Mittelpunkt dabei: Ein im Sommer vergangenen Jahres von
Archäologen in einem Bronzezeitgrab entdecktes, mehr als 3000 Jahre altes und ungewöhnlich gut erhaltendes Bronzeschwert. Dieser Fund, so Tolksdorf, habe internationale Reaktionen hervorgerufen und in Fachkreisen Wellen geschlagen. Weltweit sei in den Medien darüber berichtet worden, was die große Bedeutung dokumentiert habe.
Bei der Waffe handelte es sich Tolksdorf zufolge um ein Achtkantschwert, von denen bisher nur wenige Exemplare gefunden worden seien. Das Grab, wo es zum Vorschein kam, stammte aus dem 14. Jahrhundert vor Christus. Drei Personen seien darin bestattet worden: Ein Jugendlicher, ein Mann und eine Frau. Zahlreiche Grabbeigaben aus Bronze, darunter das Schwert, legten nahe, dass die Toten einen hohen sozialen Status hatten. Die Gesamtlänge habe bei 66 Zentimeter und die Klingenbreite knapp unter vier Zentimeter gelegen, so Tolksdorf zu den Ausmaßen der wertvollen Entdeckung.
Darüber hinaus war dem Experten zufolge der Griff in einem eingeprägten Wellenmuster und weiteren außergewöhnlichen Verzierungen geschmückt. Es sei nicht nur eine Waffe gewesen, sondern ganz offensichtlich auch ein Statussymbol. Verbreitet waren laut Forschung derartige Achtkantschwerter vorwiegend im süddeutschen Raum sowie in Norddeutschland und Dänemark. Tolksdorf wies in seinem Vortrag noch auf zusätzliche wertvolle Funde im Ries hin, unter anderem auf ein bei Grabungen im Jahr 2020 zum Vorschein gekommene Trinkgefäß nahe Hainsfarth.
Der Archäologieexperte lobte an dem Abend insbesondere die Ehrenamtlichen, die mit viel Akribie in den zurückliegenden Jahren die Denkmalliste geführt hätten. Dadurch wisse das Landesamt für Denkmalpflege stets genau, wo es bei seiner Arbeit hinschauen müsse. Auch sei seine Behörde etwa bei Bauarbeiten in der Region stets frühzeitig eingebunden gewesen, sodass Fachfirmen mit hoher Qualität vor Ort archäologische Arbeiten hätten erledigen können. Ohne diese Qualität würden sämtliche Analysen ins Leere laufen. Tolksdorf kündige an, seitens des Landesamtes zu versuchen, künftig bei frühbronzezeitlichen Gräbern DNA-Untersuchungen zu machen. „Ich bin allerdings nicht sehr optimistisch, dass dies funktioniert.“