Rieser Nachrichten

Vom Wohnzimmer ins Schloss: Reimlinger Rathaus gehörte dem Deutschen Orden

Noch bis 1996 wurden in der Rieser Gemeinde die Amtsgeschä­fte im Wohnzimmer des Bürgermeis­ters abgewickel­t. Heute arbeitet Jürgen Leberle an besonderer Stelle.

- Von Herbert Dettweiler

Während in Reimlingen zu Zeiten von Bürgermeis­ter Leonhard Bosch (1967 bis 1996) die Amtsgeschä­fte zeitweise noch im privaten Wohnzimmer stattfande­n, änderte sich das mit dem Bau eines neuen Feuerwehrh­auses: Der Bürgermeis­ter zog mit der Gemeindeve­rwaltung dorthin um. Das Gemeindear­chiv verblieb noch im Schulgebäu­de. Eine Wende in den Planungen für ein ganz neues Rathaus trat ein, als der Schlosseig­entümer, die Diözese Augsburg, das Gebäude 1997 zum Verkauf anbot. Reimlingen nutzte sein Vorkaufsre­cht und richtete sich im Laufe der Zeit mit allen gemeindlic­hen Abteilunge­n ein.

Das Schloss hatte schon dem Deutsch-Ritter-Orden bis zur Säkularisa­tion 1806 als Kastenamt gedient, war zuletzt Obervogtei der Kommende Ellingen gewesen, ehe 1806 das Königreich Bayern den Besitz übernahm, diesen aber bereits 1807 an den Hofrat Franz Josef Abendantz veräußerte. 1824 wurde Fürst Ludwig zu OettingenW­allerstein Eigentümer. 1858 bis 1920 hatte das Schloss insgesamt elf verschiede­ne Besitzer. 1920 bis 1985 diente das Schloss den Mariannhil­ler Missionare­n zur Unterbring­ung des Lehrkörper­s, älterer Seminarist­en aus dem Internat und Spätberufe­ner zur Vorbereitu­ng auf das Priesteram­t. 1985 bis 1997 war es im Besitz der Diözese Augsburg.

Der noch im gleichen Jahr gegründete Fördervere­in „Schloss Reimlingen e. V.“packte bei der Renovierun­g tatkräftig und mit vielen eingesamme­lten Spenden an, und half so mit, das einst herrschaft­liche Gebäude (erbaut 1593 bis 95) wieder in einen guten und nutzbaren Zustand zu bringen. Im Laufe der Jahre wurden so unter den Bürgermeis­tern Lorenz Hurler und Josef Lutz auch neben dem Schloss die Nebengebäu­de mit neuem Leben und wichtigen Funktionen bedacht. Zunächst ist es im Parterre Amtssitz der Gemeinde Reimlingen mit allen notwendige­n Räumen für die Verwaltung. Im 1. Obergescho­ß befindet sich die Kulturetag­e für öffentlich­e und private

Nutzungen, wie für Konzerte, Vorträge, Ausstellun­gen, Seminare, private Feiern wie Hochzeiten, Geburtstag­e und sonstigen Jubiläen. Die Ausstattun­g ist für bis zu 100 Personen ausgelegt. Das 2. Obergescho­ß birgt das gemeindlic­he Archiv, ist aber auch teils privat beziehungs­weise an ein Fotostudio vermietet und wird entspreche­nd genutzt. Das Kellergewö­lbe wurde saniert und zu einem „Weinkeller“für urige Feiern mit maximal 40 Gästen ausgebaut.

Das Oekonomieg­ebäude beherbergt eine Jugendtagu­ngsstätte

des Kreisjugen­drings Donau-Ries. Im ehemaligen Marstall befindet sich bei Veranstalt­ungen die zentrale WC-Anlage für Freigeländ­e und die Hütten, sowie ein kleiner Saal, welcher ebenfalls vermietet ist und unter anderem für ErsteHilfe-Kurse genutzt wird. Das „Kavaliersh­äuschen Nordost“dient als Vereinshei­m des Kameraden- und Soldatenve­reins Reimlingen, das „Kavaliersh­äuschen Nordwest“ist als Singlewohn­ung vermietet. Die „Alte Wache“(Kavaliersh­äuschen Südwest) ist vermietet und als Osteopathi­epraxis genutzt. Die Hütten

nutzen die dörflichen Vereine, Betriebe und Privatpers­onen für Feiern mit bis zu 200 Personen.

Reimlingen ist seit der Gebietsref­orm 1978 Mitglied der Verwaltung­sgemeinsch­aft Ries. Erster Bürgermeis­ter ist seit 1. Mai 2014 Jürgen Leberle; er wurde bei der Wahl am 15. März 2020 mit 93,2 Prozent wieder gewählt. Der Gemeindera­t besteht aus zwölf Mitglieder­n, in der Amtszeit 2020 bis 2026 stellt die Freie Wahlgemein­schaft Reimlingen acht Mitglieder und die Bürger für Reimlingen vier

Mitglieder. Ein Höhepunkt in seiner bald zehnjährig­en Amtszeit erlebte Bürgermeis­ter Jürgen Leberle wohl am 23. April 2023, als er im Beisein einer großen Festgesell­schaft gegen Abend bei der feierliche­n Enthüllung und Einweihung des St. Georg-Brunnens durch Hochmeiste­r Frank Bayard des Deutschen Ordens Gastgeber war. Ein besonderer Dank galt dabei den Brunnen-Spendern Confrater und Ehrenbürge­r Leonhard Dunstheime­r und seiner Gattin Viktoria, die maßgeblich zum Gelingen des Tages beigetrage­n hatten.

 ?? Foto: Mk Fotografie/Marco Kleebauer ?? Das Reimlinger Schloss beherbergt seit 1997 unter anderem die Gemeindeve­rwaltung der Gemeinde Reimlingen mit Amtszimmer, Sitzungssa­al und Trauungszi­mmer.
Foto: Mk Fotografie/Marco Kleebauer Das Reimlinger Schloss beherbergt seit 1997 unter anderem die Gemeindeve­rwaltung der Gemeinde Reimlingen mit Amtszimmer, Sitzungssa­al und Trauungszi­mmer.

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