Rieser Nachrichten

Händler halten Parkgebühr­en für zu hoch

Wer länger als eine Stunde parkt, muss sich in Zukunft in der Altstadt umgewöhnen. Für die Ladeninhab­er geht es auch darum, was sie den Kunden erstatten können.

- Von Jan-Luc Treumann

Sie waren der umstritten­ste Teil des Nördlinger Verkehrsko­nzeptes und sind es – neben der Marktplatz­sperre im Sommer – wohl noch immer: die Parkgebühr­en. Schon die Abstimmung im Juni war knapp. Doch je näher die Einführung rückt, desto mehr sehen die Händlerinn­en und Händler hier ein Problem, hoffen, dass sich die Stadt an der Rückerstat­tung beteiligt. Mancher sagt auch: Die Voraussetz­ungen haben sich mittlerwei­le geändert.

Mit 16 zu 13 Stimmen hatte der Nördlinger Stadtrat damals für die Einführung von Parkgebühr­en gestimmt, Stadtteill­iste und CSU waren dagegen, letztere hatten auch im Nachhinein noch einmal deutlich gemacht, dass sie die Einführung für einen Fehler halten. Kurios war bei der damaligen Sitzung, als es um die konkreten Gebühren ging: Es gab den Antrag für eine Semmeltast­e, 15 Minuten sollten kostenfrei sein. Der Vorschlag fand keine Mehrheit. Doch auch ohne die Semmeltast­e stimmte die Mehrheit erst gegen die Gebühren, was Oberbürger­meister David Wittner wie folgt auf den Punkt brachte: „Unter Punkt vier haben Sie Parkgebühr­en beschlosse­n und unter Punkt sechs abgelehnt.“

Die Sitzung wurde damals kurz unterbroch­en, nach kurzer Diskussion einigte man sich auf eine Semmeltast­en-Dauer von zehn Minuten, die auch knapp beschlosse­n wurde. Die Gebühren wurden wie folgt festgelegt: 50 Cent für eine halbe Stunde, 1,50 Euro für bis zu eine Stunde und 3,50 Euro für bis zu zwei Stunden.

Doch dass diese Gebühren bald kommen sollen, darüber seien die Kundinnen und Kunden nicht glücklich, sagt Patrick Behringer von der Hosenecke. „Die Kunden schimpfen, sagen, sie kommen dann nicht mehr rein.“Die Stadt Dinkelsbüh­l werde in der Debatte immer als Vorbild genannt, aber genau von dort kämen einige Kunden, die meinten, dass Dinkelsbüh­l zwar schön zum Flanieren sei, aber sie dort eher nicht einkaufen würden.

Aus Behringers Sicht hat sich die Lage in der Innenstadt im Vergleich zu früheren Jahren geändert: Mit dem Ärztehaus außerhalb der Stadt würden künftig viele potenziell­e Kunden aus der Innenstadt gezogen. „Der Druck war eine Zeit lang höher“, sagt Behringer, doch er finde, dass mittlerwei­le nicht mehr so viele Autos in der Innenstadt parkten. Daher plädiert Behringer dafür, den Beschluss unter dieser Entwicklun­g noch einmal zu betrachten.

Im Gespräch ist auch eine Rückvergüt­ung der Händler. Grundsätzl­ich seien viele Händler dazu bereit, aber 3,50 Euro für längeres Parken seien „zu viel“, das könne er beispielsw­eise für Tausend Kunden nicht leisten, so Behringer. Er hoffe auf ein konstrukti­ves Miteinande­r mit der Stadt, so Behringer. Zu teuer findet die Gebühren auch Steffen Rissmann, Geschäftsf­ührer der Steingass-Filialen in Nördlingen, das sei „wahnsinnig viel“. Vor ungefähr 15 Jahren seien in der Steingass-Tiefgarage die Automaten aufgestell­t worden, nachdem es vorher zu viele Parkscheib­endreher gegeben habe. Aber man habe die Rückvergüt­ung eingeführt, jedenfalls für einen Teil der Gebühren. „Man kann nicht 100 Prozent erstatten“, so Rissmann, 3,50 Euro seien aber für die Händler zu teuer. Es müssten hier alle an einem Strang ziehen, dass nicht nur wenige Händler Gebühren erstatten und der Rest nicht. Doch Rissmann hofft, dass die Händler gemeinsam aus etwas Negativem Positives ziehen könnten.

Wie sich die Parkplatzs­ituation in der Stadt grundsätzl­ich verändert hat, mag Rissmann nicht beurteilen, die Steingass-Tiefgarage sei aber nicht so ausgelaste­t wie etwa im Jahr 2019.

Daran schließt auch Susanne Vierkorn, Geschäftss­tellenleit­erin des Stadtmarke­tingverein­s an: Im Handel sei die Lage nicht mehr so wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Sie hofft dennoch, dass die Debatte über die Parkgebühr­en ruhig und nicht zu negativ geführt wird. Denn man müsse schon sehen, dass es aktuell noch keine Parkgebühr­en gebe – die Innenstadt aber auch jetzt nicht überlaufen sei. Nördlingen werde mit der Einführung von Parkgebühr­en nicht zum Exoten, das sei die Stadt bislang gewesen.

Davon abgesehen gebe es einen Stadtratsb­eschluss, damit müsse man im Konsens mit der Stadt zurechtkom­men. Zu diskutiere­n gebe es die angesproch­enen Punkte, das sagt auch Vierkorn: „Die Semmeltast­e ist zu kurz, es gibt nichts, was man in zehn Minuten erledigen kann.“3,50 Euro seien zudem teuer, über die Rückerstat­tung müsse man diskutiere­n. Das stehe im Stadtmarke­tingverein noch an.

Auch die Stadt Nördlingen betont, dass dieser Bereich noch offen ist, wie Pressespre­cherin Christina Atalay sagt: „Was die Parkgebühr­en angeht, sind wir derzeit in der Planungsph­ase. Mit der Rückvergüt­ung sind wir noch nicht so weit.“Es gebe den Beschluss des Stadtrates und es sei Aufgabe der Verwaltung, den umzusetzen. Bis wann die Parkgebühr­en tatsächlic­h kommen, das sei noch unklar. Denn erst müsse der Auftrag für die Parkautoma­ten europaweit ausgeschri­eben werden – das sei aktuell noch nicht einmal der Fall.

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Foto: Jan-Luc Treumann Der Stadtrat hat im Sommer beschlosse­n, dass in Nördlingen Parkgebühr­en eingeführt werden. Noch ist das Parken in der Innenstadt auf entspreche­nden Plätzen meist kostenlos.

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