Das Knastmuseum ist zugesperrt
Der Kaisersaal und die Ausstellung „Hinter Gittern“in Kaisheim sind verschlossen – obwohl der Freistaat erst kürzlich einiges Geld investiert hat. Gesucht: ein Museumsleiter
Kaisheim Seit einigen Jahren liegt Kaisheim an der Romantischen Straße. Touristische Hauptattraktion des Ortes ist das einstige Kloster, das über Jahrhunderte zu den bedeutendsten in Süddeutschland zählte. Das mächtige gotische Marienmünster lässt die Besucher staunen. Zweiter Anlaufpunkt in dem Komplex ist für Geschichtsinteressierte der Trakt, in dem der Abt des Klosters wohnte. Die prunkvollen Räume gleichen einem Schloss und zeugen vom Reichtum des im 12. Jahrhundert angesiedelten Zisterzienserordens. Besonders deutlich wird dies im sogenannten Kaisersaal. Doch der ist seit geraumer Zeit für die Öffentlichkeit verschlossen.
Gleiches trifft für die Dauerausstellung „Hinter Gittern“zu, die gleich nebenan in den früheren Wohnräumen des Abts untergebracht ist. Dieser Zustand sei laut Bürgermeister Martin Scharr „nicht gerade ein Vorteil“für den Tourismus in Kaisheim. Der gleicht in der
Kommune ohnehin einem zarten Pflänzchen.
2017 besuchten immerhin noch gut 2000 Personen den Kaisersaal, der in seiner Dimension und kunstvollen Ausstattung das Maß der Dinge im Donau-Ries-Kreis sein dürfte. Die Ausstellung, die den Strafvollzug in Bayern im 19. und 20. Jahrhundert durchaus griffig und unterhaltsam dokumentiert, ist ebenfalls einen Abstecher nach Kaisheim wert.
Beide Sehenswürdigkeiten liegen im Zuständigkeitsbereich des Freistaats Bayern, genauer gesagt der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kaisheim. Der Klosterkomplex ist seit rund 200 Jahren zu einem Gefängnis umfunktioniert. Damit verbunden ist das Problem, dass der Trakt mit „Knastmuseum“und Kaisersaal lange Zeit relativ umständlich ausschließlich über eine Treppe zu erreichen war. Im Zuge des Projekts „Bayern barrierefrei“investierte der Staat 2018/19 einiges Geld, um einen behindertengerechten Zugang zu schaffen. In das historische Gebäude, das in seiner heutigen Form Anfang des 18. Jahrhunderts am Übergang des Barock zum Rokoko entstand, wurde nach Auskunft von JVA-Leiter Peter Landauer ein Aufzug eingebaut. Zu den weiteren Maßnahmen gehören unter anderem eine Rampe, ein behindertengerechtes WC und eine elektrisch betriebene Tür zum Aufzug. Gesamtkosten: rund 450 000 Euro.
JVA und Gemeinde arbeiten zusammen
Durch die Bauarbeiten waren die Ausstellungsräume und der Saal zeitweise nicht mehr erreichbar. Deshalb ging die Zahl der Besucher deutlich zurück. Seit Herbst 2019 ist der für die Bevölkerung zugängliche Bereich praktisch komplett zu. Grund: Der JVA-Bedienstete, der jahrelang den Trakt betreute und Gäste durch die Räume führte, trat in den Ruhestand. Einen Ersatz gibt es aktuell nicht. Einzige Möglichkeit, im Saal einzelne Veranstaltungen über die Bühne gehen zu lassen: Es muss jedes Mal jemand gefunden werden, der aufsperrt, die Aufsicht hat und wieder zusperrt. Bei der konstituierenden Sitzung des Kaisheimer Marktgemeinderats erledigte Kreisbrandrat Rudolf Mieling, der bis vor Kurzem in der JVA tätig war, diesen „Offiziantendienst“.
„Wir sind jedoch bestrebt, wieder einen hauptamtlichen Museumsleiter zu gewinnen, um wieder regelmäßig öffnen zu können“, erklärt JVA-Direktor Landauer auf Anfrage unserer Zeitung. Mit im Boot ist dabei die Gemeinde Kaisheim. Man suche nach „geeigneten, kunstgeschichtlich interessierten Bewerbern“, lässt Landauer verlauten. Interessierte könnten sich gerne bei der Anstalt oder im Rathaus melden.
Die „Hinter Gittern“-Ausstellung und der Kaisersaal, in dem immer wieder auch Konzerte stattfinden, seien für den Tourismus in Kaisheim wichtig, betont Bürgermeister Scharr. Momentan könnten für Interessierte lediglich Führungen im Marienmünster angeboten werden.