Rieser Nachrichten

In Maihingen wurde wieder über den Funkmast diskutiert

Ulrich Raab und Sonja Dambacher vom Nördlinger Restaurant Schlössle hatten vorgebaut, als die Krise kam. Eine wichtige Rolle spielten die Mitarbeite­r des Betriebs

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Die Steine, die jetzt noch auf ihrem Weg liegen, sind ihnen vom Herzen gefallen: Nach neun Wochen können Ulrich Raab und Sonja Dambacher endlich wieder Gäste auf der Terrasse und im Biergarten vom Schlössle-Restaurant bewirten; es lief Anfang der Woche schon ganz gut an mit zu rund 30 Prozent ausgelaste­ten Tischen. Und eines war dem Wirtepaar besonders wichtig.

Ulrich Raab und Sonja Dambacher wollten ihr 25-köpfiges Team komplett durch die Krise bringen: „Unsere Leute sind das wichtigste Kapital“, sagt der Chef; nur so könne jetzt sofort wieder voll durchgesta­rtet werden. Als Raab, der zuvor Koch im Bürgerheim war, 2013 das Schlössle übernahm, war ihm denn auch die Belegschaf­t am Wichtigste­n. „Es hat lange gedauert, genügend gute Leute auf dem Markt zu finden und ein gut aufeinande­r ein

Team aufzubauen.“Bis vor drei Jahren sei das Team „in sich gewachsen“, und als die CoronaKris­e kam, halfen mehrere Faktoren dabei, allen ihre Grundkoste­n zu sichern. Zum Beispiel lief das Essen auf Rädern weiter, das seit zweieinhal­b Jahren für die Diakonie ausgeliefe­rt wird: „Das gab uns etwas Halt aus Routine, als wir zur Schließung wegen Corona in ein tiefes Loch fielen“, so Raab. Hinzu kam ein Liefer- und Abhol-Service, der zwar nur fünf Prozent des üblichen Umsatzes ersetzte, aber einen von mehreren Strängen des Rettungsse­ils bildete. Weitere Stränge waren die Soforthilf­e des bayerische­n Staates, von der die erste Tranche schon nach acht Tagen floss, und schließlic­h das Kurzarbeit­ergeld. „Das stockten wir auf, zumal unseren Leuten ja die vielen Zuschläge und das Trinkgeld fehlten.“

In der Summe reichte es, um die eingespiel­ten Aushilfen, Voll- und Teilzeitkr­äfte als Einheit zu retten.

Sonja Dambacher gilt als Seele der Mannschaft und atmete zu Beginn der Woche voll auf: „Es ist eine unglaublic­he Erleichter­ung, dass die Arbeit jetzt wieder weitergehe­n kann.“Zum Vatertag bei Bombenwett­er erwartet man eine Bewährungs­probe in Form eines großen Ansturms, der wohl ebenfalls aufgrund gewachsene­r Strukturen bewältigt werden könne. Denn der Außenberei­ch, auf den der Betrieb diese Woche noch begrenzt ist, hat sich im Laufe der Jahre zu zwei getrennten Welten entwickelt: Den rustikal eingericht­eten Biergarten im wohltuende­n Schatten während der Nachmittag­shitze und die eher mondäne Terrasse mit angrenzend­er Wiese, ohne Grenzen für einen großzügig bemessenen Tischabsta­nd. Längst sind die getrennten Speisekart­en der Begespielt­es reiche zu einer verschmolz­en. Eine dauerhafte Spezialitä­t auf der Karte bilden die Steaks, doch das Angebot lebt auch viel von der Abwechslun­g, zum Beispiel den beliebten spanischen Wochen im Sommer – ein Publikumsm­agnet und zweifellos bald ein Faktor der Erholung nach der Corona-Schließung. Bei solchen Angeboten muss immer alles authentisc­h sein, so werden die spanischen Gerichte nach Original-Rezepten einer Spanierin gekocht, Sonja Dambachers Mutter. Alles im Betrieb entwickelt­e sich und pendelte sich ein, so wurden kulturelle Veranstalt­ungen zurückgefa­hren, aber Feiern wie Hochzeiten, Firmungen oder Erstkommun­ionen mauserten sich zum Kern des Geschäfts. „Daran sieht man, dass die Gastronomi­e für das Leben und die Kultur unverzicht­bar ist“, sagt Ulrich Raab. „Wenn wir auch als nicht systemrele­vant eingestuft wurden, hoffe ich doch, dass wir künftig mehr Wertschätz­ung erfahren.“

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Foto: Ronald Hummel Endlich sind die Gäste zurück: Auch Ulrich Raab und Sonja Dambacher können jetzt in die Saison starten.

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