Rieser Nachrichten

Elf Millionen Euro für soziales Projekt

In Wemding wird eine Werk- und Förderstät­te für Behinderte gebaut. Warum die Maßnahme angepackt wird und welche Vorteile sie mit sich bringt

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding Viele psychisch und geistig behinderte Menschen im DonauRies-Kreis können dank der Lebenshilf­e einer geregelten Arbeit nachgehen. Allerdings sind die räumlichen Kapazitäte­n der Organisati­on am Standort in Nördlingen mehr als ausgereizt. Deshalb verlagert die Lebenshilf­e einen Teil der Betreuten nach Wemding. Dort entstehen eine Werkstätte für 100 Betreute und eine Förderstät­te für zwölf Schwerstbe­hinderte. Das Projekt ist ein finanziell­er Kraftakt: Die Kosten werden auf 10,65 Millionen Euro geschätzt – plus Ausgaben für das 16600 Quadratmet­er große Grundstück.

Beim offizielle­n Spatenstic­h betonten mehrere Redner, wie wichtig die Maßnahme sei. Lebenshilf­eVorsitzen­der Paul Kling und Geschäftsf­ührer Günter Schwendner erläuterte­n, dass der neue Standort für zahlreiche Betroffene Vorteile mit sich bringe. Sie stammten aus dem Raum Wemding, hätten damit kürzere Wege und könnten in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Die kleinere Werkstätte sei auch pädagogisc­h sinnvoll.

Für das Vorhaben brauchten die Verantwort­lichen einen langen Atem. Laut Schwendner fanden aufgrund der beengten Situation in Nördlingen – dort sind in der Werkstätte mehr als 330 Personen tätig –

2014 erste Gespräche statt. Man habe entschiede­n, dort nicht mehr zu erweitern, sondern einen weiteren Standort aufzubauen. Die Lebenshilf­e habe in drei Orten angefragt – und sei mit Wemding ins Geschäft gekommen.

Allerdings hätten sich die Planungen länger als gedacht hingezogen. Grund: Das Projekt geriet ins Stocken, weil die Förderzusa­gen auf sich warten ließen. Der Neubau sei fast schon auf der Kippe gestanden, berichtete der Geschäftsf­ührer: „Wir mussten mit Nachdruck arbeiten.“

Dann seien die Bemühungen doch erfolgreic­h gewesen. Soll heißen: Der Freistaat übernimmt über sein Zentrum Bayern für Familie und Soziales 60 Prozent der 10,65

Millionen Euro. Die Agentur für Arbeit und der Bezirk Schwaben steuern jeweils etwa zehn Prozent bei. Den Rest muss die Lebenshilf­e aus Eigenmitte­ln finanziere­n.

Die Werk- und Förderstät­te entsteht auf einem Areal am westlichen Stadtrand. Dort haben Ende 2019 die Erdarbeite­n begonnen. Das Gelände erhält zwei Zufahrten: Der Zugang für Personen erfolgt über eine Stichstraß­e vom Stadelmüll­erweg her, der Warenverke­hr soll einmal über die Westtangen­te und die Straße Am Neuhau abgewickel­t werden. Dies erläuterte Architekt Helmut Guckert vom Büro Moser und Ziegelbaue­r. Auf dem Grundstück sollen mehrere Gebäude hochgezoge­n werden mit einer bebauten Fläche von insgesamt 4400 Quabereits dratmetern. Das Volumen der Bauwerke entspreche dem von 20 Einfamilie­nhäusern. In den Bauwerken sind unter anderem vorgesehen: Arbeitsräu­me für die Werkstätte, ein Bereich für die Förderstät­te, Verwaltung­sräume, Sozialräum­e, ein Speisesaal und ein Lager. Durch die Anordnung der Bauten ergeben sich mehrere Höfe und Freifläche­n.

Vorsitzend­er Kling bedankte sich bei den beteiligte­n Institutio­nen. Erfreut zeigte sich Bezirksrat Peter Schiele. Der verdeutlic­hte: „Eine Stärke der Region ist die soziale Infrastruk­tur.“Zu dieser leiste das Vorhaben der Lebenshilf­e in Wemding einen wichtigen Beitrag. Die Arbeitsstä­tten für die Behinderte­n steigerten deren Selbstwert­gefühl, brächten Struktur in ihren Tagesablau­f und ermöglicht­en soziale Kontakte. Stellvertr­etender Landrat Reinhold Bittner sagte, er wisse aus Besuchen solcher Werkstätte­n: „Die Freude ist spürbar, wenn diese Menschen eine Beschäftig­ung haben.“Der Wemdinger Bürgermeis­ter Martin Drexler sprach von einer Gemeinscha­ftsleistun­g, „so ein Projekt herzukrieg­en“. Neben der Sanierung der Anton-Jaumann-Realschule (rund 15 Millionen Euro) sei der Neubau der Lebenshilf­e-Einrichtun­g ein zweites großes Vorhaben in der Stadt. Die Werk- und Förderstät­te soll nach Angaben von Paul Kling bis Sommer 2021 fertig sein.

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So soll die Werk- und Förderstät­te der Lebenshilf­e in Wemding einer Animation des Büros Moser und Ziegelbaue­r zufolge aussehen.

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