Nördlingen investiert in die Kitas
Die Stadt unterstützt in den nächsten Jahren Neubauten und Erweiterungen. Sie gibt dafür mehr Geld aus, als für die Wemdinger Unterführung
Nördlingen Die Stadt Nördlingen investiert in den kommenden Jahren rund 5,8 Millionen Euro in den Ausbau von Kindertagesstätten. Zum Vergleich: Für das größte Bauprojekt in der jüngsten Vergangenheit, die Wemdinger Unterführung, wurden „nur“rund 4,6 Millionen Euro an Eigenmitteln aufgewendet. Kämmerer Bernhard Kugler sagt im RN-Gespräch: „Das ist schon eine Hausnummer.“Trotz dieser hohen Summe kann die Stadt auch 2022 voraussichtlich nicht so viele Krippenplätze anbieten, wie zumindest theoretisch zur Verfügung stehen müssten.
Eltern haben einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz, sobald ihr Kind ein Jahr alt geworden ist. Derzeit werden in Nördlingen jährlich etwa 190 Buben und Mädchen geboren. Da die Kinder bis zum dritten Lebensjahr die Krippe besuchen, müsste die Stadt also theoretisch circa 380 Plätze vorhalten – derzeit gibt es 149. Dank der geplanten Ausbaumaßnahmen soll die
Zahl laut dem Leiter des Liegenschaftsamtes, Karl Stempfle, bis zum September 2021 auf 173 und das Jahr darauf auf 194 steigen. Die Lücke relativiert sich etwas angesichts der Tatsache, dass nicht alle Eltern ihr Kind in einer Krippe betreuen lassen möchten. Und zudem, so erklärt Stempfle, gebe es zwar einen Rechtsanspruch auf einen Platz – aber eine Fahrtzeit von 30 Minuten zur Einrichtung müsse man in Kauf nehmen. Schon jetzt werden Nördlinger Buben und Mädchen in Kitas in Wallerstein, Deiningen oder Reimlingen betreut. Teils auch deshalb, weil die Eltern dort arbeiten, so Stempfle. Jedoch, das sagt er ganz deutlich: Die Stadt müsse in Sachen Ausbau weitermachen.
Für die Drei- bis Sechsjährigen gibt es derzeit 623 sogenannte Regelplätze, bis zum September 2022 soll diese Zahl auf 719 ansteigen. Im Schnitt gehe man davon aus, dass dreieinhalb Jahrgänge in einer Einrichtung betreut werden, erklärt der Leiter des Liegenschaftsamtes. Der Trend gehe aber zu einer längeren Kindergartenzeit. Zudem zögen Familien nach Nördlingen, da es günstige wirtschaftliche Bedingungen in der Stadt gebe.
Sechs Maßnahmen zählt Kugler auf, mit denen in den kommenden Jahren neue Betreuungsplätze in Nördlingen entstehen:
● Die Kita Sankt Michael in der Kolpingstraße wird neu gebaut, künftig gibt es dort drei Regel- und eine Krippengruppe. Die Gesamtkosten beziffert der Kämmerer auf 3,4 Millionen Euro. Zieht man die Fördermittel ab, muss die Stadt davon rund 1,2 Millionen Euro tragen.
● Die Kita Sankt Martin wird um 25 Regelplätze erweitert, für die Stadt bedeutet dies eigene Kosten von rund 360 000 Euro.
● Rund fünf Millionen Euro soll die neue Kita im Egerviertel auf dem Ankergelände kosten, zwei Regel-, zwei Krippen-, und zwei Hortgruppen sind dort geplant. Abzüglich der Förderung der Regierung trägt die Stadt 2,15 Millionen Euro.
● Vergleichsweise gering ist die Beteiligung der Stadt Nördlingen an einem neuen Bauernhof-Kindergarten in Reimlingen. Der städtische
Zuschuss liege zwar bei 197000 Euro, sagt Kugler, doch er erwartet auch Fördermittel in Höhe von 167000 Euro.
● Um 25 Regel- und neun Krippenplätze wird das Montessori-Kinderhaus erweitert, geschätzte Kosten: rund 650 000 Euro, 300 000 Euro Eigenanteil zahlt die Stadt.
● Am Montagabend empfahl der Bauausschuss dem Nördlinger Stadtrat, den Neubau der Kindertagesstätte Sankt Josef im Wemdinger Viertel finanziell zu unterstützen. Derzeit gibt es dort eine Regel- und eine Krippengruppe. Das bestehende Gebäude solle samt des rund zehn Jahre alten Anbaus abgerissen werden, sagte Kämmerer Kugler in der Sitzung. In der neuen Kita werden drei Regel- und zwei Krippengruppen untergebracht. Derzeit wird der Eigenanteil der Stadt von Kugler auf 1,64 Millionen Euro geschätzt. Den Stadträten machte Stempfle deutlich, dass man die Plätze benötige. Komme das neue Baugebiet südlich des Saubrunnens, dann müsse dort noch einmal eine Kita gebaut werden.