So entsteht eine Puppe
1. Es schaut zwar nicht so aus, aber auf den Stoffbahnen liegt schon die ganze „Stoffhaut“der Puppe. Mit den schwarzen Formen werden die einzelnen Teile aus Nesselstoff ausgestanzt, aus denen Arme, Beine und der Körper der Puppe genäht werden. Das Stanzen funktioniert ähnlich wie bei einem Locher.
2. Die zusammengenähten Stoffteile, wie etwa ein Puppenbein, werden mit Haaren von Reh und Rentieren ausgestopft. Damit ein Bein ganz fest und prall gefüllt werden kann, spannt die Stopferin es in eine Form.
3. Der Kopfrohling wird woanders hergestellt und dann nach Donauwörth gebracht. Damit das Gesicht der Puppe möglichst echt aussieht, wird der zugelieferte Kopf zunächst grundiert. Danach trägt ein Maler Farbe auf Lippen, Wangen und Augen mit Ölfarben auf. Das Auge ist aufwendig: weiße Augäpfel, schwarze Pupillen, eine Iris in Blau, Braun oder Grün und ein Lidstrich. Käthe Kruse Puppen haben wie Menschen auf einem Foto weiße Lichtpunkte in den Augen.
4. Im Kopf der Puppe befindet sich ein Splint. Also ein Metallstift, der am Ende gebogen wird. So sitzt der Kopf fest auf dem Puppenhals. Am Hals klebt ein Kragen aus Stoff, der wird später noch wichtig. Aber zurück zum Kopf: Damit die Puppe ihren Kopf leicht bewegen kann, sitzt im Inneren eine kleine Feder. In den Beinen sitzt übrigens auch so ein Splint. Er ist an einer Holzscheibe befestigt und der Grund, dass die Beine sich drehen lassen.
5. Im Atelier entstehen derweil die Kleider für die Puppen. Zuerst werden die Stoffe zugeschnitten. Danach an der Nähmaschine zusammengenäht. Pullis oder Strümpfe der Puppen entstehen auch dort. Sie werden per Hand gestrickt.
6. Ist der Körper gefüllt und sind die Arme angenäht, setzt die Stopferin den Kopf an den Rumpf. Dazu drückt sie den Kopf ganz fest in den Puppenleib. Den Stoff, der am Hals sitzt, klappt sie anschließend um und fixiert diesen Halskragen mit etwa 30 Stecknadeln. Im nächsten Schritt näht sie den Stoff ringsum an. Dafür setzt sie einen speziellen Stich und zurrt den Faden richtig fest.
7. Die zugekauften Perücken sind mit echten Haaren geknüpft. Sie werden mit Kleber bestrichen und wie eine Mütze auf den Puppenkopf gesetzt. Dann muss der Leim 24 Stunden lang trocknen. Damit nichts verrutscht, wird die Perücke mit einem Band fixiert.
8. Schneiden, kämmen, flechten – beim Puppenfriseur werden Kurzhaarfrisuren geschnitten oder aufwendige Hochsteckfrisuren geflochten und mit Haarspray fixiert. Stehen Haare aus den Zöpfen ab, schneidet die Puppenfriseurin sie einfach ab. Locken dreht sie übrigens mit einer Brennschere. Das Gerät aus Metall wird erhitzt und funktioniert wie ein Lockenstab.
9. Zum Schluss zieht Edeltraut Poppe die Puppen an. Dazu bügelt sie erst die winzigen Kleider und streift sie den Puppen dann über. Für die zugelieferten Schuhe nimmt sie einen kleinen, silberfarbenen Schuhlöffel zu Hilfe.
10. Es gibt elf Kopfmodelle bei Käthe Kruse, aus denen sowohl Puppenmädchen als auch Puppenjungen entstehen. Sie werden im Laden verkauft oder im Karton weltweit verschickt. Jedes Jahr erscheinen 14 neue Puppenkinder – mit den bekannten Gesichtern, aber in anderen Gewändern, etwa mit Lederhose oder im Flanell-Kleiderrock.