Verkehrsübungsplatz bleibt doch
Eigentlich sollten die Grundschüler ihren Fahrrad-Führerschein nicht mehr hinter der Turnhalle machen. Doch die neuen Zahlen sorgen für ein Umdenken
Seit zwei Jahren wird über die Verlegung des Nördlinger Verkehrsübungsplatzes diskutiert. Was jetzt entschieden wurde
Nördlingen Was das rote Dreieck mit dem schwarzen Symbol bedeutet, lernen viele Rieser Kinder auf dem Nördlinger Verkehrsübungsplatz. Der befindet sich nach Auskunft der Stadt schon seit Jahrzehnten hinter der Turnhalle in der Augsburger Straße. Bereits seit zwei Jahren wird darüber diskutiert, ihn an eine andere Stelle zu verlegen. Ausgangspunkt der Debatte war ein Antrag der Stadtteilliste und die Parkplatznot in der Altstadt. Die Idee: Wird der Verkehrsübungsplatz verlegt, stehen die 80 Stellplätze Autofahrern permanent zur Verfügung. Das mag sich auf den ersten Blick logisch und auch nicht teuer anhören. Doch was aus dem Vorschlag mit der Zeit wurde, gefällt nun selbst der Stadtteilliste nicht mehr. Sie hat jetzt sogar vorgeschlagen, dass ihr ursprünglicher Antrag derzeit nicht umgesetzt wird.
Dabei schien im März 2017 noch alles glatt zu laufen: Auf die Kaiserwiese sollten Kinder, Lehrer und Polizisten umziehen und dort das Einmaleins des Straßenverkehrs lernen, beziehungsweise lehren. Rund 25 000 Euro sollte die Stadt dort investieren, beschloss der Bauausschuss des Nördlinger Stadtrates. Doch schon damals warnte Oberbürgermeister Hermann Faul, dass dieser Umzug der Polizei so gar nicht zusage. Doch die teureren Varianten lehnten die Stadträte damals ab. Und der Fraktionsvorsitzende der Stadtteilliste, Thomas Mittring, meinte, die Polizei müsse die „Kröte“eben schlucken.
Nun war dieser Vorschlag offensichtlich nicht nur für die Beamten der Polizeiinspektion Nördlingen eine Kröte. Auch aus dem Ordnungsamt habe es mit Blick auf die Mess’ Widerstand gegeben, sagt Mittring rückblickend. Andere Standorte wurden ins Gespräch gebracht. Alexander Deffner (PWG) schlug vor, den asphaltierten Platz zwischen Theodor-Heuss-Gymnasium, Sankt-Georgs-Schule und Mehrzweckhalle zu prüfen. Im Februar 2018 wurde im Haupt- und Finanzausschuss über den Bereich neben dem BMX-Platz im Rieser Sportpark gesprochen. Das ungenutzte Kioskgebäude mit Toiletten könnte reaktiviert und als Lager für Unterrichtsausrüstung genutzt werden, meinte damals Oberbürger- meister Faul. Und rechnete mit Kosten von etwa 150 000 Euro.
Mittlerweile geht die Stadtverwaltung jedoch von ganz anderen Summen aus. Im Haupt- und Finanzausschuss am vergangenen Montag berichtete Kämmerer Bernhard Kugler, dass allein für den Umbau des ehemaligen Kiosks rund 100000 Euro nötig seien. Für die Neuanlage des Verkehrsübungsplatzes kämen noch einmal 400000 Euro dazu. Und dabei seien nur acht der 34 Klassen, die den Verkehrsübungsplatz nutzten, von Nördlinger Grundschulen, der Rest komme von außerhalb oder von Schulen, für die der Landkreis Donau-Ries zuständig sei. Faul sagte, für die Summe von rund 500000 Euro erhalte man einen Verkehrsübungsplatz für die Zukunft, die derzeitige Technik sei „verbesserungswürdig“.
Der Oberbürgermeister will allerdings auch, dass die Rieser Gemeinden, die den Platz ebenfalls nutzen, ihr Scherflein dazu beitragen. Kommunen, die das nicht tun, müssten sich eben auch um einen eigenen Platz kümmern. Das sah auch Thomas Knie (CSU) so, der infrage stellte, ob Nördlingen für andere Gemeinden einen Verkehrsübungsplatz schaffen müsse. Die mussten übrigens bislang nichts für die Nutzung bezahlen, wie Faul auf eine Frage von Gudrun Gebert-Löfflad (Stadtteilliste) sagte. Rita Ortler meinte, die Kosten stünden in keiner Relation zum ursprünglichen Ziel, Parkplätze zu schaffen.
Mittring sagte gegenüber den Rieser Nachrichten: „Wir wollen unseren Antrag nicht zurückziehen, sondern so lange stoppen, bis es eine Lösung gibt, die nicht so kostenintensiv ist.“Deshalb steht der Verkehrsübungsplatz jetzt im Jahr 2020 auf der Liste der zusätzlichen Maßnahmen, über die noch einmal diskutiert wird.