Maibaumdiebe scheuen keine Mühen
Acht Burschen stehlen den Wemdinger Stamm mitten aus dem Wald. Auch die Fichte in Großsorheim ist heimlich verschwunden
Wemding/Großsorheim Sie waren frech und haben keine Mühen gescheut: Acht Burschen aus Fünfstetten, Heidmersbrunn und Wolferstadt stahlen am Wochenende den Wemdinger Maibaum.
Genauer gesagt geschah es am frühen Sonntagmorgen. Die Burschen hatten herausgefunden, dass der geschälte Fichtenstamm im Wemdinger Stadtwald lagerte – und zwar in einem umzäunten Bereich. Der vordere Zugang war mit einem Schloss gesichert, nicht aber der hintere. „Wir dachten, da ist es unmöglich, den Baum herauszuschaffen“, sagt Josef Barta, Kulturreferent des Stadtrats in Wemding und heuer für den Maibaum zuständig. Doch die Wemdinger täuschten sich. Die achtköpfige Truppe, die zunächst mit zwei Traktoren angerückt war, schaffte es in zweieinhalbstündiger, mühevoller Arbeit, den 26,50 Meter langen Stamm über einen holprigen Holzrückeweg aus dem Forst zu holen. Dafür setzten die Burschen noch eigens einen dritten Schlepper ein.
Am Sonntagmittag erfuhr Barta von dem Diebstahl. Die Gruppe meldete sich. Der Kulturreferent und Sandra Eireiner, Präsidentin der Wemdosia, die das Maifest am Montagabend auf dem Wemdinger Marktplatz mitorganisiert, machten sich auf den Weg zu der Truppe, um über die Auslöse zu verhandeln. Ergebnis: 200 Liter Bier und ein Spanferkel müssen die Wemdinger spendieren. Barta erklärt, er sei keineswegs erzürnt oder beleidigt: „Das ist Brauchtum.“Die Diebe seien allesamt „nette Kerle“. Sie brachten am Montag – eskortiert von der Freiwilligen Feuerwehr Wemding – die Fichte zum Marktplatz. Dort wurde sie mithilfe eines Autokrans wenig später aufgestellt – und dem Maifest stand nichts mehr im Wege.
Am 9. Juni, wenn der Maibaum wieder abgebaut wird, soll übrigens mit der Auslöse gemeinsam gefeiert werden.
Eine böse Überraschung erlebten am Montagmorgen die Verantwortlichen der Evangelischen Landjugend Großsorheim. Als sie nach ihrem Maibaum schauen wollten, der in einer Halle im Dorf lagerte, war dieser weg.
Nach einigen Stunden der Ungewissheit stellte sich heraus, dass eine Gemeinschaft aus Appetshofen und Mauren den Stamm um etwa 5 Uhr morgens heimlich mitgenommen hatte. Zuvor, so berichtet der Großsorheimer Landjugend-Vorsitzende Tobias Eberhardt, hätten es die Appetshofener und Maurener irgendwie geschafft, das Rolltor hochzuschieben. Schaden sei dabei offensichtlich nicht entstanden. Die Diebe hätten es dann leicht gehabt, sagt Eberhardt: „Der Stamm war fertig geschmückt und lag schon auf einem Wagen.“
Beide Seiten traten am Montag in Verhandlungen und vereinbarten, dass die Großsorheimer 250 Liter Bier und ein Spanferkel springen lassen müssen. Die Bestohlenen holten sich den Stamm aus Appetshofen zurück und stellten ihn am Dorfplatz auf. Die Auslöse soll – so vereinbarten die Wortführer aus den drei Orten – bei einem Fest gemeinsam konsumiert werden.