Hut ab, Heiner!
Wie der Schauspieler vom Draufgänger zum braven Familienvater wurde und was er mit 65 über die Rente sagt
München Mit dem Älterwerden hat Heiner Lauterbach kein Problem. Nicht wirklich zumindest, wie er selbst sagt. „Einerseits ist es mühsam, älter zu werden, andererseits: Was ist die Alternative?“Deshalb folgt der Schauspieler der Devise: „Nicht jammern, sondern in den Tag hinein leben.“Lauterbach wirkt noch so agil, dass man sich fragt: Was, der wird heute schon 65? Andererseits gehört er zum Inventar im Filmgeschäft, sodass die Frage auch andersherum erlaubt ist: Was, schon so lange dabei und doch erst 65?
Seit 1975 hat der gebürtige Kölner fast in jedem Jahr einen Film gedreht – und sich dabei nicht nur als Darsteller, sondern auch als Person verändert. Zwei Autobiografien zeugen von seiner Wandlung vom Draufgänger zum Familienvater. Oder wer hätte damals, als er Mitte der 70er Jahre in der Erotik-Reihe „Schulmädchen-Report“mitspielte, gedacht, dass er seinen 65. Geburtstag einmal in trautem Familienkreis am Frühstückstisch feiern würde. Der Durchbruch gelingt Lauterbach mit Doris Dörries Komödie „Männer“an der Seite von Uwe Ochsenknecht. Es folgen Rollen im „Tatort“und anderen Krimi-Reihen und in Kinofilmen wie Helmut Dietls „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“.
An Ruhestand denkt er nicht. „Das ist bei uns Schauspielern im Normalfall ja ein schleichender Prozess. Wir kennen ja keine Rente.“Es gebe immer Bühnenstücke, Filme und Serien, in denen alte und ältere Menschen mitspielen. „Das, finde ich, ist eine der schönen Seiten dieses Berufes, dass man diese Möglichkeit hat.“Glück habe in seiner Karriere eine wichtige Rolle gespielt. „Es gibt keine Karriere auf der Welt, die ohne Glück auskommt.“Über seine Wandelbarkeit vor der
Kamera sagt er, man könne als Schauspieler nichts herstellen, was nicht schon in der eigenen Persönlichkeit da sei. „Abgesehen davon sind wir ja alle ein Mond und haben alle eine dunkle Seite.“
Es gab Zeiten, da machte Lauterbach mit dieser dunklen Seite mehr Schlagzeilen als mit seinen Filmen. Seinen ausschweifenden Lebensstil beschreibt er in seiner ersten Autobiografie „Nichts ausgelassen“2006. Darin spielen neben Drogen und Alkohol auch Ex-Frauen und Freundinnen wie Katja Flint und Jenny Elvers eine große Rolle. Seit 2001 ist Lauterbach mit Viktoria verheiratet. Sie machte aus dem Draufgänger einen treuen Ehemann – einen gesundheitsbewussten Menschen. Seine Freizeit verbringt er gerne mit Musik und Sport. „Vielleicht fange ich wieder an zu malen“, sagt er. „Man lebt nur zweimal“heißt seine zweite Autobiografie und eine dritte kann er sich durchaus vorstellen – allerdings erst zum 70. Geburtstag. Voraussetzung sei natürlich, „dass man noch etwas erlebt“. Davon kann man bei einem wie Heiner Lauterbach aber wohl ausgehen.