Bayerisches Levitenlesen
Warum der Nockherberg politisches Kabarett im besten Sinne ist
München Blitz und Donner, heiliger Zorn und hinterfotzige Hundsgemeinheiten, giftiger Spott und bissige Satire – all das gehört zum Starkbieranstich auf dem Nockherberg wie das Bier zu Bayern. Doch was dieses von der Paulaner Brauerei gesponserte Hochamt bajuwarischer Selbstvergewisserung ausmacht, darüber wird immer wieder hitzig debattiert – vorzugsweise in den Jahren, in denen es einen Skandal zu bewältigen gilt. Es gibt Leute, die sagen, das Derbleck’n sei nur die Verlängerung des Faschings. Das ist Unsinn. Im Fasching äfft das Volk die Obrigkeit nach (Prinzenpaar, Elferrat). Bei der Fastenpredigt auf dem Nockherberg (die es in der klassischen Form leider nicht mehr gibt) werden den Herrschenden die Leviten gelesen. Sie werden daran erinnert, dass es über ihnen noch eine höhere Instanz gibt. Früher war’s der Herrgott, der durch einen Mönch zu ihnen sprach, heute ist es die „Mama Bavaria“(Luise Kinseher, rechts im Bild), die ihre „lieben Kinder“zurechtweist – auch sie ist noch so etwas wie eine höhere Autorität.
Es gibt Leute, die sagen, der Nockherberg sei rustikaler BayernKlamauk. Auch das ist Quatsch, meistens zumindest. Das Singspiel ist, wenn es denn gelingt, politisches Kabarett im besten Sinne. Da kommt durch Übertreibung die Wahrheit ans Licht. Für die Betroffenen kann das unangenehm sein. Ein CSU-Generalsekretär muss zum Beispiel ein treuer Diener seines Parteichefs sein. Dass er, weil es gerade in die Zeit und ins Spiel passt, als „Hoppel-Goppel“verspottet wird, ist hart, aber unvermeidlich. Und die Skandale? Da gilt eine einfache Regel. Ein Nockherberg mit Skandal ist schwierig, ohne Skandal aber ist er langweilig. Wie es gestern Abend war, lesen Sie auf