Kreis-Chorkonzert in Wallerstein
Musikensembles des Landkreises Donau-Ries zeigen in der Wallersteiner Mehrzweckhalle ein großes Spektrum der Chormusik
Wallerstein Es war ohne Zweifel ein großes Familientreffen. Viele bekannte Gesichter, man kennt sich und man weiß, wer welchem Chor angehört. Man weiß, was einen erwartet. Und doch war es ein ganz besonderes Kreis-Chorkonzert des Chorverbandes Nordschwaben in der Wallersteiner Mehrzweckhalle. Sie war gut gefüllt, freilich war das Publikum jenseits der 50 in der Mehrheit, doch was von den vielen Mitwirkenden (mit erfrischend vielen jungen Teilnehmern) auf die Bühne gebracht wurde, zeigte, das Chorgesang sein möglicherweise verstaubtes Image längst abgelegt hat. Zumindest in Raum DonauRies. Fünf Chöre gestalteten den Abend, den der Singverein Wallerstein mit viel Engagement und Liebe zum Detail ausgerichtet hatte. Und die Sänger legten sich – obwohl einige Chöre durch die Grippewelle personell sehr geschwächt waren allesamt mächtig ins Zeug, boten das gesamte Spektrum des Chorgesanges: vom klassischen deutschen Liedgut, über Brahms bis hin zu Interpretationen von Nena oder Silbermond.
Sehr heterogen war die Zusam- der Ensembles. Während die „Harmonie Donauwörth 1856“mit auf die längste Tradition verweisen kann, sind die Löp’Singers in großen Teilen erst im Jahre 1999 aus einem Jugendchor entstanden. Die „Harmonie“boten aus ihrem Repertoire die bodenständigste Auswahl.
Das Ensemble „Intermezzo“des Singvereins Wallerstein eröffnete den Abend mit „Frisch im grünen Wald“vom Carl-Maria von Weber, um dann aber gleich mit dem Schwung und Charme lateinameri- kanischer Folklore, „Samba lele“, fortzufahren. Der Männergesangverein Schwörsheim schöpfte sein Repertoire vorwiegend aus Liebesliedern „Juchei, ich muss Dich haben“, die sie allerdings stimmlich überzeugend darbieten konnten.
„Vera Musica Amerbach“war krankheitsmäßig am heftigsten getroffen, sodass Chorleiterin Bettina Zengler mit reduzierter Mann-/ Frauschaft, aber dennoch sehr eindrucksvoll auftrat: von Beach Boys „Barbra’Ann bis zum Traditional „Evening Rise“. Den hörbar größmensetzung ten Applaus des Abends heimsten allerdings die Löp’Singers mit ihrer begeisternden Interpretation des Jazz-Standards „Mercy Mercy Mercy“von Joe Zavinul ein, die sie sogar mit einer kleinen „Performance“abschlossen. Oder auch mit Billy Joels „For the longest Time“.
Am Beispiel Löp’Singers lässt sich sowohl das Dilemma als auch die Zukunft des Chorgesanges festmachen: Mitgliederschwund und Nachwuchssorgen sind bestimmt in dem Moment kein allzu großes Thema mehr, wenn man in den Vereinen offen ist für Neues, wenn man neue Wege geht, mit frischen Ideen auch Ungewöhnliches wagt. Denn manchmal wünschte man sich selbst an diesem gelungenen Abend einen Hauch mehr „Action & Drive“, etwa mit originellen Arrangements. Denn es war durchaus zu überzeugen das Publikum, der Vorsitzende des Kreis-Chorverbandes, Peter Müller – der übrigens auch den erkrankten Chorleiter des Singvereins Wallerstein, Reinhold Müller, routiniert vertrat – gab mit seinem launigen Conferencen den Weg vor. Mit „Kein schöner Land“verabschiedeten sich die Chöre am Ende gemeinsam von ihrem Publikum in Wallerstein.