Rieser Nachrichten

Hallgebäud­e: Falsche Argumentat­ion

- Dr. Dieter Grimm, Nördlingen

Zum Bericht „Hallgebäud­e: Faul reagiert auf Kritik“in den Rieser Nachrichte­n am 17. Januar:

Bei allem Respekt: Die Frage, ob ein Quader am Hallgebäud­e einen Touristen fern hält oder anzieht, ist für die Bewertung der Bauplanung so relevant wie die Veränderun­g der Häufigkeit von Blitzschlä­gen in den Daniel. Man könnte in dieser Argumentat­ionskultur fortfahren und behaupten, dass wegen eines Grundschul­anbaus kein zusätzlich­es Kind geboren wird. Auch darum geht es nicht. Es geht um eine Weichenste­llung des Baurechts in der Altstadt.

Der geplante Baukörper hat offensicht­lich eine andere Formenspra­che als die Altstadt und wird mit profunden Argumenten als architekto­nisch inakzeptab­ler Appendix des solitären Hallgebäud­es empfunden. Mit Goethe: „Wenn Ihr’s nicht fühlt, Ihr werdets nicht erjagen.“Fake News: Der Quader kommt unter denkmalrec­htlichen Ensemblesc­hutz. Richtig ist, dass sich niemand auf alte Bausünden berufen kann, um neue zu begehen. Hat die Stadt unausweich­liche Gründe, sich in ihrer Verantwort­ung über das Altstadt-Baurecht zu setzen, dann muss sie zuerst das Recht ändern.

Eine Volksbefra­gung ändert nicht das geltende Baurecht. Sie befeuert Gesinnunge­n und Emotionen. Das sollten wir uns nicht wünschen.

Zu den bekannt gewordenen Kosten: Ein privater Schulbetre­iber, der vier Millionen Euro investiert, müsste bei beispielsw­eise 30 Jahren Nutzungsda­uer sowie 200 Nutzungsta­ge im Jahr pro Schultag 667 Euro Abschreibu­ng kalkuliere­n. Das heißt, dass der Anbau die Stadt für 30 Jahre Nutzungsda­uer keinesfall­s weniger als 1000 Euro pro Schultag kostet.

Ist es nach Lage der Dinge für Nördlingen so viel wert? Das bleibt die Frage.

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