Mikwe ist von großer Bedeutung
Es gibt Orte, die stehen zu ihrer jüdischen Vergangenheit mit einem beeindruckenden Stolz. Da kommt es so weit, dass sie sich um die Auszeichnung als Weltkulturerbe bewerben. Voraussetzung ist natürlich, dass man die Relikte aus dieser Zeit so aufbereitet und für die Nachwelt herrichtet, dass sie ästhetisch und in ihrer Funktion ersichtlich herzeigbar sind. Ohne den Freundeskreis der Synagoge würde es um den Erhalt jüdischer Geschichte in Hainsfarth heute schlecht bestellt sein. Die Vertreter setzen sich ein, organisieren Veranstaltungen, vertreten Hainsfarth kulturell. Dass sie im Entscheidungsprozess um die Zukunft der Mikwe zwar zu Beginn in einer Gemeinderatssitzung eingeladen, in der entscheidenden Beschlussphase dann aber nicht mehr informiert wurden, hätte so nicht passieren dürfen.
Mit der Variante der Pflastersteine anstatt einer überdachten Kultstätte oder einem Glasdach über der geöffneten Mikwe, hat sich die Gemeinde auf Empfehlungen des Landesamts für Denkmalpflege gestützt. Diese Empfehlungen wurden aber auf Basis der Möglichkeiten Hainsfarths getroffen. Das bedeutet: Der Unterhalt und die Pflege dieses besonderen Relikts jüdischen Brauchtums soll so gering wie möglich gehalten werden. Aus praktischer Sicht ist dieser Weg nachvollziehbar, aus geschichtlicher allerdings keineswegs.
Das Ritualbad stellt einen Mittelpunkt des jüdischen Glaubens dar. Mikwaot, so der Plural, sind in Deutschland nur selten so gut erhalten wie in Hainsfarth. Damit hätte sich die Gemeinde ein weiteres Denkmal ihrer beeindruckenden jüdischen Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich machen können. Pflastersteine und eine Schautafel sind nicht so anschaulich, wie das Ritualbad.
Es drängt sich der Eindruck auf, als wolle sich die Gemeinde nur mit minimalem Aufwand um den Erhalt ihrer jüdischen Vergangenheit kümmern. Doch gerade in Zeiten, in denen rassistische Verunglimpfungen wieder vermehrt in der Öffentlichkeit getätigt werden, ist das der falsche Weg.