Bayern Bahn braucht mehr Platz
Grundstückskauf Expansionspläne des Bayerischen Eisenbahnmuseums könnten den Streit mit Anwohnern weiter anheizen. Dabei fand gerade erst ein Vermittlungsgespräch statt
Nördlingen Treffen sich zwei Konfliktparteien zu einem Gespräch, ist das eigentlich ein gutes Zeichen. Im besten Fall geben beide Seiten ein Stück nach, man einigt sich auf einen Kompromiss. Am vergangenen Donnerstag haben sich die Anwohner am Hohen Weg mit Vertretern des Bayerischen Eisenbahnmuseums getroffen. Auch die Polizei, Oberbürgermeister Hermann Faul und weitere Mitarbeiter der Stadtverwaltung waren bei diesem Gespräch dabei, in dem es um den jahrzehntelangen Streit zwischen den beiden Parteien ging. Wie berichtet, ärgern sich die Nachbarn über den Gestank, den Lärm und den Ruß, den die Dampflokomotiven des Eisenbahnmuseums verursachen. Womöglich wäre das Treffen anders abgelaufen, wenn alle Fakten auf den Tisch gekommen wären.
Wie die Rieser Nachrichten jetzt erfahren haben, hat die Bayern Bahn GmbH, eine Tochtergesellschaft des Vereins Bayerisches Eisenbahnmuseums, bereits im Dezember des vergangenen Jahres ein rund 2300 Quadratmeter großes Gelände ersteigert. Das liegt ebenfalls am Hohen Weg, neben dem Museum. Zuvor gehörte das Grundstück der Deutschen Bahn, die es an die BahnLandwirtschaft verpachtet hatte. Und die hat wiederum einzelne Parzellen als Kleingärten an Bürger weiterverpachtet. Auch die Stadt Nördlingen wollte dieses Gelände kaufen. Doch im Bieterwettstreit unterlag sie der Bayern Bahn GmbH. Das Unternehmen bezahlte mehr als 75000 Euro für das Gelände.
Geschäftsführer Andreas Braun bestätigt das. Er sagt: „Wir brauchen Platz.“Konkret wolle man auf dem erworbenen Grundstück ein Verwaltungsgebäude plus Werkstatt bauen. In der sollen zwei Arbeitsstände untergebracht werden – das bedeutet, dass an zwei Lokomotiven oder Wagen gleichzeitig gearbeitet werden kann. Mehr als 500 000 Euro wolle man investieren, es soll eine moderne Werkstatt werden. Man errichte sie nach den gültigen Bauvorschriften, betont Braun. Von den Arbeiten in der neuen Halle höre man künftig draußen „gar nichts“. Der Geschäftsführer meint sogar, dass dieses Gebäude als eine Art Lärmschutzwand zwischen den Anwohnern am Hohen Weg und dem Nördlinger Bahnhof dienen könnte. Für die Genehmigung sei nicht die Stadt oder der Landkreis zuständig, sagt er. Schließlich handle es sich um eine gewidmete Eisenbahn-Verkehrsfläche, damit falle das Projekt in den Zuständigkeitsbereich der Regierung von Oberbayern. Eine Hürde muss die Bayern Bahn aber offenbar bis zum Baubeginn noch überwinden. Braun beschreibt es so: Die Bahn-Landwirtschaft „ziere sich“. Die verfolge folgendes Geschäftsmodell: Sie habe das Gelände von der Bahn verpachtet bekommen, die einzelnen Parzellen an die Kleingärtner dann teurer weitervermietet. Nun müsse denen eben gekündigt werden.
Werner Martin ist ehrenamtlich bei der Bahn-Landwirtschaft für den Unterbezirk Nördlingen zuständig. Er betont, man verlange von den Kleingärtnern nur eine geringe Pacht. Die Bayern Bahn habe das Grundstück zudem mit den Pachtverträgen übernommen. Doch im Januar habe das Unternehmen dann gefordert, sie zu kündigen: „Seitdem kämpfen wir um den Erhalt der Kleingärten.“Zum Beispiel um den von Eugen Trumpp. Seit fünf Jahren hat er ein Grundstück auf dem Gelände gepachtet, hat Bäume gepflanzt, die Hütte renoviert und ein Treibhaus gebaut. Dass er seinen Schrebergarten jetzt aufgeben soll, damit ist der Nördlinger nicht einverstanden: „Die haben doch so viel Gelände, die sollen doch in ihre Flächen etwas reinbauen.“
Anwohnerin Melinda Trautwein fällt aus allen Wolken, als sie vom geplanten Bauprojekt erfährt: „Das wäre natürlich der Oberhammer.“Sie wolle keine Halle, der Nördlinger Bahnhof störe sie außerdem gar nicht. Die neue Werkstatt bedeute doch nur noch mehr Lärm. Auch beim Gespräch am Donnerstag sei es schon „heiß her gegangen“. Dessen Quintessenz, so fasst es Oberbürgermeister Faul zusammen, sei gewesen, dass die Vertreter des Eisenbahnmuseums überlegen, wie sie den Anwohnern entgegenkommen könnten. Die Stadt würde eine Art Vermittlerolle übernehmen. Doch die neue Halle werde zu Ärger bei den Anwohnern führen, befürchtet der Oberbürgermeister.