Die Katze auf dem heißen Blechdach
Der Bücherwurm zog die Haustüre hinter sich zu, um zur Garage zu gehen und zum Termin zu fahren. Schlagartig kam die Schullektüre aus den einstigen Englischstunden zurück: „Cat on the hot tin roof“, die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee Williams, irgendwann im Original gelesen und in den Schrank gestellt.
Auf dem Garagendach, das tatsächlich aus Blech ist, saß eine Katze und starrte den Bücherwurm mit grünen Augen an. Und – zu viel der Symbolik – sie war auch noch rabenschwarz.
Aber anders als im amerikanischen Sprichwort wurde es der Katze auf dem Blechdach nicht zu heiß und sie ließ sich vom Bücherwurm auch nicht irritieren. Sie ließ sich fotografieren und stolzierte dann ganz gemächlich von dannen – und Bücherwurms Oma wäre mit dem nächsten Sprichwort gekommen. „Läuft die Katz’ von rechts nach links, gelingt’s!“, hätte sie dem Bücherwurm auf seinen Termin mitgegeben.
Der aber, archaischer Symbolik um Glücks- oder Unglücksbringer so wenig zugeneigt wie grauem Herbstwetter, sieht die schwarze Katze auf dem Blechdach eher rational bedenklich: Der Sommer geht seinem Ende zu, die Nächte werden kühl und die Katze sucht die Wärme, obwohl die Hundstage eigentlich noch bis heute dauern.
Aber vielleicht gibt es dann ja bald einen Altweibersommer, gell, Oma?