„Das Wichtigste ist, dass es dem Kind Spaß macht“
Barbara Sailer hat schon über 1000 Mädchen und Buben das Schwimmen beigebracht. Hier rät sie Eltern, worauf sie achten sollen und ab wann das optimale Alter fürs Anfangen ist
Was ist das optimale Alter für Kinder, das Schwimmen zu lernen?
Barbara Sailer: Mit fünf Jahren sind Kinder so weit, einen Schwimmkurs zu machen. Vorher sind sie in der Regel motorisch noch nicht so weit und können die nötigen Bewegungen noch nicht umsetzen. Jüngere Kinder wollen das Wasser auch eher spielerisch erkunden. In einem Schwimmkurs bekommen sie aber schon verschiedene Aufgaben, mit denen sie das Schwimmen lernen. Es gibt aber auch Kinder, die wollen mit fünf einfach noch nicht. Da sollten die Eltern dann lieber noch ein halbes oder ein ganzes Jahr warten.
Können Kinder auch zu alt sein für einen Anfängerkurs?
Sailer: Also mit sieben sollten sie schon schwimmen können. Danach wird es mühsam, weil sich dann viele Fehler schon fest eingeschliffen haben. Und diese wieder aus dem Bewegungsablauf herauszubekommen ist schwer.
Was sagen Sie Eltern, die keinen Wert darauf legen, dass Ihre Kinder das Schwimmen lernen?
Sailer: Es sollte ganz selbstverständlich sein, dass ein Kind schwimmen lernt. Sobald ich in die Nähe eines Gewässers komme, muss ich dann als Elternteil keine Angst haben. Die Kinder wissen dann genau, was sie tun müssen, wenn sie reinfallen – ob das jetzt ein Pool oder ein Teich im Garten ist. In einem Schwimmkurs lernen Kinder übrigens auch, sich selbst nicht zu überschätzen.
Was müssen Eltern auf der Suche nach einem Schwimmkurs beachten?
Sailer: Wenn andere Eltern einen Schwimmkurs empfehlen, ist das schon einmal ein guter Anhaltspunkt. Bei uns zum Beispiel kann man sich den Kurs in der ersten Stunde anschauen und muss erst danach entscheiden, ob man bleibt. Das Wichtigste ist, dass es den Kindern Spaß macht. Wasser ist ein Element, in dem man sich wohlfühlen soll. Mit Zwang wird das nichts.
In Vereinen ist es das Ziel, dass die Kinder am Ende des Schwimmkurses das Seepferdchen schaffen, also 25 Meter schwimmen und einen Ring vom Beckenboden herauftauchen können. Wie lange dauert es Ihrer Erfahrung nach, bis ein Kind das schafft?
Sailer: Das ist natürlich bei jedem Kind anders. Im Durchschnitt würde ich sagen, dass es rund 30 Unterrichtsstunden dauert. Manche schaffen es nach 20 Stunden, andere brauchen 50. Das ist extrem unterschiedlich.
Wie schwierig ist es, einen Platz in einem Schwimmkurs zu bekommen?
Sailer: In Augsburg ist es momentan sehr schwierig. Bei uns beispielsweise gibt es lange Wartelisten, denn die Gruppen sind immer sehr schnell voll. Wir nehmen zwischen acht und zehn Kinder pro Gruppe. Es gibt einfach zu wenige Schwimmlehrer und dann ist auch die Wasserfläche begrenzt. Neben Vereinen bieten private Schwimmschulen Kurse an. Manchmal gibt es auch Bademeister, die Kindern das Schwimmen beibringen.
Sailer: Wir starten mit dem Schuljahr im September und hören im Mai auf, wenn die Hallenbäder schließen. Im Freibad ist es zu kalt, um mit kleinen Kindern einen Schwimmkurs zu machen.
Kinder lernen in Deutschland als erstes Brustschwimmen. In Australien beispielsweise wird mit Kraulschwimmen begonnen. Was ist der Unterschied?
Sailer: Sauber Brustschwimmen ist technisch komplizierter als Kraulen. Aber es hat den Vorteil, dass die Kinder gut atmen können – genau das ist beim Kraulen das Problem.
Barbara Sailer leitet seit 34 Jahren das Anfänger schwimmen beim SV Augs burg und hatte schon über 1000 Schüler.