Ministerin will Dialog weiterführen
Das brachte die Diskussion mit Verbänden und Nutzern. Warum die Gebietskulisse ein wesentlicher Knackpunkt ist
Am Ende gönnte sich Ulrike Scharf ein Helles. Da lagen dreieinhalb Stunden intensiver Gespräche mit Kommunalpolitikern aus den Landkreisen NeuburgSchrobenhausen, Donau-Ries und der Stadt Ingolstadt sowie Verbändeund Interessensvertretern hinter der Staatsministerin. Beharrlich beantwortete Scharf die vielen Fragen. Als Ergebnis der Veranstaltung lässt sich der kleinste gemeinsame Nenner festhalten, was im Behördendeutsch heißt: Der Dialog wird fortgesetzt.
„Ich freue mich, dass die Region einen ergebnisoffenen Dialog führen will. Wir werden weiter informieren und offene Fragen klären“, stimmte Scharf die rund 200 Geladenen auf die stundenlange Frage-AntwortRunde ein. Ein Nationalpark solle für die Menschen erlebbar sein. Ihr Haus wolle für den Nationalpark gemeinsam mit der Region ein maßangefertigtes Konzept entwickeln. Parkbesucher sollten durch ein attraktives Infrastrukturangebot an die Natur herangeführt werden. Das Naturerlebnis sei ein ausdrückliches Ziel von Nationalparks. Sie dienten neben dem Schutz der Natur ausdrücklich der naturkundlichen Bildung, so der Tenor.
Momentan läuft der Dialog mit vier Regionen, neben dem Donauauwald sind das die Mittelgebirge Rhön, Spessart und Frankenwald. Weicherings Bürgermeister Thomas Mack zielte auf die Bedeutung des Austausches der Argumente, weil seinerzeit von staatlicher Seite bei der Ausweisung der Flora-FaunaHabitate (FFH) Fehler gemacht worden seien. „Das ist nicht so gelaufen, wie es sein hätte sollen, und das steckt in den Köpfen drin. Sie müssen das jetzt ausbaden“, sagte er an die Adresse der Ministerin.
„Die Donau-Auen sind eines der fachlich wertvollsten Auwald-Gebiete Deutschlands“, betonte Ulrike Scharf die Eignung des Naturraums. Die Ausweisung eines Nationalparks sei für eine Region zudem eine große Chance. Ein Nationalpark leiste einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Menschen vor Ort, und dazu gehöre nicht nur der sichere Arbeitsplatz. „Ein Nationalpark stärkt die Attraktivität einer Region und den Erholungswert einer Landschaft.“
Als mögliche Gebietskulisse für einen Auwald-Nationalpark hat das Umweltministerium etwa 3300 Hektar zwischen der Landkreisgrenze und Ingolstadt ausgemacht, die aber nicht als Festlegung zu verstehen ist. Das ist substanziell zu wenig Fläche, weil ein Nationalpark nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz mindestens 10 000 Hektar umfassen soll. Um auf diese Gesamtfläche zu kommen, braucht es also Partner. Gespräche, das bestätigte die Ministerin, werden deshalb mit den Landkreisen Donau-Ries und Kelheim geführt. Im Landkreis Donau-Ries könnten die Lech- und Donau-Auen bis Marxheim und Rain und die Staatsforsten bis Kaisheim integriert werden. Auch dort soll diskutiert werden, bis am Ende ein maßgeschneiderter Gebietsvorschlag vorliegt. Ein wichtiges Detail ist die Tatsache, dass die nach international geltenden Richtlinien erforderlichen 75 Prozent Naturzone erst über einen Zeitraum von 30 Jahren entwickelt werden müssen.
Neben dem allgemeinen Fahrplan wurden beim Verbändegespräch zahlreiche Spezialthemen, etwa die Jagd, angesprochen. In einem Nationalpark werden Bestände mittels eines umfassenden Wildtiermanagements in Verantwortung der Parkverwaltung reguliert. Zentrales Ziel ist es dabei, einerseits die Schutzziele umzusetzen und andererseits eine Beeinträchtigung der angrenzenden Kulturlandschaft durch zu hohe Bestände zu vermeiden.
Die Ministerin betonte, dass im Rahmen des Wildtiermanagements in einem Nationalpark auch private Jäger zum Zuge kommen könnten. Vorbehalten von anderen Nutzern wie Landwirten, Fischern, Holzrechtlern, Reitern oder Wassersportlern entgegnete sie mit dem Hinweis auf mögliche Ausnahmeregelungen in einer Nationalparkverordnung. „Eine Verschlechterung darf und wird es nicht geben“, sagte sie zum Thema Forstwirtschaft in einem künftigen Nationalpark.