Hamburg und sein Adlerauge
Man muss heutzutage schon verdammt aufpassen, um nicht als Verschwörungstheoretiker zu gelten. Doch gibt es tatsächlich noch eine Möglichkeit, nicht an eine Verschwörung zu denken, wenn es um den Hamburger SV geht? Nun, dass es den Hanseaten öfter mal gelingt, dass sie in der Nachspielzeit einen Ball über die Linie wurschteln, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht – damit muss man sich abfinden.
Das kann und darf ja passieren. Allerdings, dass Linienrichter Thorsten Schiffner mit seinem „Scharfblick“gesehen hat, dass bei der letzten Schalker Ecke der Ball hoch oben in der Luft hinter der Auslinie war, dazu benötigt einer schon viel Fantasie. Im aktuellen
sportstudio hat man die Szene mal angehalten, als der Ball in der Luft war, doch außer viel Luft war nichts zu sehen. Man hat dann etwas nebulös von einer Windböe fabuliert. Der Wind also. Doch auch auf einem Video im Internet ist für keinen ersichtlich, dass an diesem Eckball etwas nicht in Ordnung war. Die Zeitung Die Welt schreibt, dass es für alle Zeiten ein Rätsel bleiben wird, ob dieser Ball im Aus war.
Durch sein eifriges Fähnchenwinken an der Seitenlinie fällte Schiffner zwei folgenschwere Entscheidungen. Er verurteilte Ingolstadt zum Abstieg und verhinderte in Augsburg eine Nichtabstiegsfeier. Im Sport1-Doppelpass war ExSchiedsrichter Bernd Heynemann nicht besonders amüsiert über die Entscheidung seines Kollegen. Er sah einen Fehler beim Linienrichter. Laut Heynemann hat Schiffner auch eine „verkehrte Position“eingenommen.
Soll heißen: Selbst wenn der Ball im Aus war – er hätte das gar nicht sehen können. Egal, was immer Schiffner doch gesehen hat, in Hamburg hat er sich viele Freunde gemacht. Die Hamburger Morgenpost hat Schiffner schon mit einer Schlagzeile überschwänglich gelobt: „Der HSV sagt Danke – Schön gesehen, Adlerauge.“
Für Augsburg heißt das, jetzt noch eine weitere Runde zu zittern. Doch die Mannschaft scheint derzeit mit so viel Selbstvertrauen gesegnet, dass sie auch noch die Partie in Hoffenheim stemmen kann. Vieles, was vor einigen Wochen noch falsch lief, läuft plötzlich richtig. Der FCA spielt wie in guten, alten Weinzierl-Zeiten und steht momentan auch mental seinen Mann. Spannend wird es aber allemal im Fernduell mit Hamburg und dem VfL Wolfsburg. Nur bei Eckbällen sollte der VfL vorsichtig sein. Vorher vielleicht Finger in den Mund, dann den Finger hoch in die Luft strecken. Dann weiß man woher der Wind weht.