Der Zahn der Zeit nagt am Film
Wie ist der Schatz der Bilder zu erhalten?
Experten sorgen sich um das deutsche Filmerbe. Der Erhalt alter Filmrollen sei häufig durch die unsachgemäße Lagerung bedroht, erklärten Cineasten auf einer zweitägigen Tagung des Filminstituts Hannover. Oft fehle auch in Museen und Archiven die Technik zum Abspielen der Filmdokumente.
Wichtigster Aufbewahrungsort ist derzeit das Bundesarchiv, wo 153000 deutsche Filmtitel lagern, davon knapp 70000 aus Nitrozellulose. Dieses Material war bis Anfang der 1950er Jahre als Filmunterlage verbreitet. Es ist leicht entzündlich und wurde deshalb bis vor kurzem vom Bundesarchiv häufig aus Sicherheitsgründen vernichtet. Laut dem Filmhistoriker Dirk Alt hatte das Bundesarchiv zu Zeiten der Wende noch 140000 Rollen Nitrofilm.
Cineasten hatten die Vernichtung kritisiert und sich auch nicht damit zufriedengegeben, dass Filme vor der Zerstörung kopiert wurden. Eine digitalisierte Fassung sei leicht manipulierbar, nur mit dem Original könne dies aufgedeckt werden. Nach Angaben von Babette Heusterberg, Referatsleiterin im Filmarchiv des Bundesarchivs, sieht sich das Bundesarchiv inzwischen nicht mehr verpflichtet, Nitrofilme nach vorheriger Kopie zu vernichten.
Vor übertriebenen Hoffnungen in die Digitalisierung historischer Filmbestände warnte Peter Stettner, Direktor des Filminstituts Hannover. Die technische Weiterentwicklung mache die ständige Digitalisierung nötig, damit das Material nicht irgendwann komplett verloren geht. Die Kosten dafür seien zehnmal höher als für eine analoge Kopie. Außerdem gebe es in den verschiedenen Archiven unterschiedliche Standards für die Digitalisierung.
Stettner beklagte, dass privates Filmmaterial zum Beispiel bei Wohnungsauflösungen oft vernichtet werde. Vor allem Streifen aus der Zeit bis 1980 könnten aus heutiger Sicht interessant sein. Stettner: „Bevor man etwas wegschmeißt, sollte man es Museen, Archiven oder Medienzentren anbieten.“