Kälteeinbruch gefährdet Pflanzen
Gestern kehrte der Winter zurück. Das wirkt sich auf Landwirtschaft und Gartenbau aus
Nass, kalt und in weiten Teilen grau: Das sprichwörtliche Aprilwetter setzt in diesen Tagen Maßstäbe. Minusgrade und Schneefall sind im April zwar nicht außergewöhnlich, nach einigen sonnigen Wochen überrascht der plötzliche Wetterumschwung aber viele.
Der Meteorologe Kai-Uwe Nerding vom Deutschen Wetterdienst sagt, das derzeitige Wetter liege noch im normalen Bereich. Zwar bleibe der Schnee aufgrund der Bodentemperatur nicht liegen, allerdings warnt er vor Schneeglätte und überfrierender Nässe auf den Straßen. Polare Luftmassen, die nach Süddeutschland strömten, verursachten das kalte Wetter. Er prognostiziert für das Donau-Ries in den kommenden Tagen Temperaturen bis Minus vier Grad Celsius, Schneefälle erwart er aber nicht mehr.
Für Getreide sei der Frost unproblematisch, sagt Helmut Stöcker, Pflanzenbauexperte beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Nördlingen. Den Zuckerrüben könnte die Kälte wegen ihres jungen Alters aber schaden. Auch Obstbäume litten unter dem Wetter. Ein Erfrieren der Blüten führe zu enormen Ertragsausfällen. Im Donau–Ries gebe es aber wenig gewerblichen Obstanbau, deshalb sei kein großer wirtschaftlicher Schaden zu erwarten.
Die Trockenheit bereitet Michael Stiller mehr Sorge. Er ist Geschäftsführer der Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands in Donauwörth. Der Niederschlag der vergangenen Tage sei zwar gut und notwendig gewesen, reiche aber bei Weitem nicht aus, sagt er. Das langsame Wachstum des Grases beeinträchtige auch die Viehwirtschaft. Die Trockenheit im Frühjahr sei aber weniger problematisch als in einem späteren Teil des Jahres. Die Pflanzen bildeten aufgrund des Wassermangels ihre Wurzeln nach unten aus, um tiefere Wasservorkommen zu erschließen, erklärt er. Bei einer späteren Trockenperiode seien sie dann vorbereitet.
Ein mäßig trockenes Frühjahr habe selten negative Auswirkungen, bestätigte Helmut Stöcker vom AELF. „Die Pflanzen strecken sich nach dem Wasser“, beschreibt er den Vorgang. Dadurch könne das Wurzelwerk der Pflanzen im Sommer auf tiefe Wasserreserven zurückgreifen. Die baldige Maissaat werde durch das derzeitige Wetter nicht beeinträchtigt. Man müsse abwarten, denn entscheidend für den Mais sei der zukünftige Niederschlag und Sonnenschein.
Thomas Murr baut in Rudelstetten Spargel an. Der Spargel könne bei Minusgraden zwar abfrieren, treibe jedoch anschließend nach, sagt er. Das führe zwar zu einem zeitlich begrenzten Gewinnausfall, im Vergleich zu Obstbäumen sei der Schaden aber überschaubar. Kunden müssten sich nicht darauf einstellen, dass der Spargel teurer wird. Man solle aber abwarten. Manchmal sei die Prognose des Wetterdienstes auch falsch.