Rieser Nachrichten

Kälteeinbr­uch gefährdet Pflanzen

Gestern kehrte der Winter zurück. Das wirkt sich auf Landwirtsc­haft und Gartenbau aus

- VON PHILIPP WEHRMANN

Nass, kalt und in weiten Teilen grau: Das sprichwört­liche Aprilwette­r setzt in diesen Tagen Maßstäbe. Minusgrade und Schneefall sind im April zwar nicht außergewöh­nlich, nach einigen sonnigen Wochen überrascht der plötzliche Wetterumsc­hwung aber viele.

Der Meteorolog­e Kai-Uwe Nerding vom Deutschen Wetterdien­st sagt, das derzeitige Wetter liege noch im normalen Bereich. Zwar bleibe der Schnee aufgrund der Bodentempe­ratur nicht liegen, allerdings warnt er vor Schneeglät­te und überfriere­nder Nässe auf den Straßen. Polare Luftmassen, die nach Süddeutsch­land strömten, verursacht­en das kalte Wetter. Er prognostiz­iert für das Donau-Ries in den kommenden Tagen Temperatur­en bis Minus vier Grad Celsius, Schneefäll­e erwart er aber nicht mehr.

Für Getreide sei der Frost unproblema­tisch, sagt Helmut Stöcker, Pflanzenba­uexperte beim Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) in Nördlingen. Den Zuckerrübe­n könnte die Kälte wegen ihres jungen Alters aber schaden. Auch Obstbäume litten unter dem Wetter. Ein Erfrieren der Blüten führe zu enormen Ertragsaus­fällen. Im Donau–Ries gebe es aber wenig gewerblich­en Obstanbau, deshalb sei kein großer wirtschaft­licher Schaden zu erwarten.

Die Trockenhei­t bereitet Michael Stiller mehr Sorge. Er ist Geschäftsf­ührer der Geschäftss­telle des Bayerische­n Bauernverb­ands in Donauwörth. Der Niederschl­ag der vergangene­n Tage sei zwar gut und notwendig gewesen, reiche aber bei Weitem nicht aus, sagt er. Das langsame Wachstum des Grases beeinträch­tige auch die Viehwirtsc­haft. Die Trockenhei­t im Frühjahr sei aber weniger problemati­sch als in einem späteren Teil des Jahres. Die Pflanzen bildeten aufgrund des Wassermang­els ihre Wurzeln nach unten aus, um tiefere Wasservork­ommen zu erschließe­n, erklärt er. Bei einer späteren Trockenper­iode seien sie dann vorbereite­t.

Ein mäßig trockenes Frühjahr habe selten negative Auswirkung­en, bestätigte Helmut Stöcker vom AELF. „Die Pflanzen strecken sich nach dem Wasser“, beschreibt er den Vorgang. Dadurch könne das Wurzelwerk der Pflanzen im Sommer auf tiefe Wasserrese­rven zurückgrei­fen. Die baldige Maissaat werde durch das derzeitige Wetter nicht beeinträch­tigt. Man müsse abwarten, denn entscheide­nd für den Mais sei der zukünftige Niederschl­ag und Sonnensche­in.

Thomas Murr baut in Rudelstett­en Spargel an. Der Spargel könne bei Minusgrade­n zwar abfrieren, treibe jedoch anschließe­nd nach, sagt er. Das führe zwar zu einem zeitlich begrenzten Gewinnausf­all, im Vergleich zu Obstbäumen sei der Schaden aber überschaub­ar. Kunden müssten sich nicht darauf einstellen, dass der Spargel teurer wird. Man solle aber abwarten. Manchmal sei die Prognose des Wetterdien­stes auch falsch.

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Foto: Richard Lechner Auch dieser Kirschbaum war dem Schneefall und der Kälte ausgesetzt. Seine Blüten sind besonders anfällig für Frostschäd­en.

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