Schlecht beraten?
Trumps umstrittener Chefstratege Bannon verliert an Einfluss. Zumindest offiziell
Es läuft nicht gut für Donald Trump. Seine Top-Prioritäten im Inland blockiert von den Gerichten und dem Kongress, konfrontiert mit einer außenpolitischen Doppelkrise in Nordkorea und Syrien und geplagt von der RusslandAffäre, hat er historisch niedrige Zustimmungswerte. Trump fühlt sich schlecht beraten und fragt immer häufiger Freunde und Vertraute, was sie von seinem Team hielten.
Derweil dringen aus dem Weißen Haus Berichte von Chaos und Gerangel um Posten und Einfluss an die Öffentlichkeit. Die Rede ist von einem Machtkampf zwischen den „Nationalisten” um Ex-BreitbartChef Stephen Bannon und den West-Wing-Demokraten um Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Wie es scheint, hat Bannon dabei das Nachsehen. Trump unterschrieb bereits am Dienstag klammheimlich ein Memorandum, das die eben erst verkündete Neuorganisation des Nationalen Sicherheitsrats revidierte. Auf der Strecke blieb sein Chefstratege.
Dass Bannon dort überhaupt Einfluss genoss, sorgte unter sicherheitspolitischen Experten in Washington für Kopfschütteln. Für den neuen Nationalen Sicherheitsberater Herbert „H. R.“McMaster war die Politisierung der Institution, die den Präsidenten zu Krieg und Frieden berät, nicht akzeptabel. Der Drei-Sterne-General, der dem über die Russland-Affäre gestolperten Michael Flynn folgte, gehört zu den Gewinnern des Stühlerückens.
Mehrere Quellen berichten, die treibende Kraft hinter den Veränderungen sei Kushner, der dem an seinem Team zweifelnden Präsidenten geraten habe, den Einfluss Bannons zu begrenzen. Dieser sei so empört darüber gewesen, dass er damit drohte, sich komplett aus der Regierung zurückzuziehen. Es gibt allerdings auch eine andere Lesart, die einer Degradierung Bannons widerspricht. Die New York Times zitierte leitende Mitarbeiter des Weißen Hauses mit den Worten, der 63-Jährige habe in dem Rat ein Auge auf den mittlerweile zurückgetretenen Nationalen Sicherheitsberater Flynn haben sollen. Das sei jetzt nicht mehr nötig und Bannon habe genügend andere Aufgaben.
Bannon ist eine der schillerndsten Figuren in der Machtarchitektur des Weißen Hauses. Als Investmentbanker reich geworden, zog er zunächst als Chef der rechten Webseite Breitbart gegen das Establishment zu Felde, bevor er als Trumps Chefdenker die „Dekonstruktion“des Staates als oberstes Regierungsziel ausgab. (mit dpa)