Der Trump Flüsterer
Jared Kushner, Schwiegersohn des designierten Präsidenten, wird Berater im Weißen Haus
Ihm wird zugetraut, das beinahe Unmögliche zu schaffen: Jared Kushner soll den fast doppelt so alten, aufbrausenden und impulsiven neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten im Zaum halten. Der 36-Jährige zieht als hochrangiger Berater seines Schwiegervaters Donald Trump ins Weiße Haus – und es ist ein Zeichen der Zeit, dass einige liberale US-Politiker eher erleichtert sind als besorgt darüber, dass sich an der Spitze des Staates die Vetternwirtschaft breitmacht.
Seit 2009 ist Kushner, Immobilienunternehmer wie sein Schwiegervater, mit der Trump-Tochter Ivanka verheiratet. Politische Erfahrung hat Kushner nicht, doch das ist für den kommenden Präsidenten ebenso wenig ein Hindernis wie seine bisherige Unterstützung für die Demokratische Partei. Während des Wahlkampfes des vergangenen Jahres entwickelte sich Kushner zu einem Berater, der das Vertrauen Trumps genoss und dessen Wort mehr galt als die Ratschläge anderer. Das Magazin nannte Kushner die „Geheimwaffe“von Trump, der seinem Schwiegersohn den Wahlsieg zu verdanken habe.
Vor seinem endgültigen Wechsel in die Politik will Kushner Unternehmensanteile an Familienangehörige überschreiben. Wie schon bei Trump gibt es erhebliche Zweifel an der Glaubhaftigkeit dieser Methode.
Auch die gesetzlichen Vorschriften gegen den Nepotismus in der US-Regierung werden von Kushner und Trump recht kreativ ausgelegt. Laut Medienberichten soll das Verbot zur Anstellung von Familienangehörigen in Behörden mit dem Argument umgangen werden, ein Gesetz aus dem Jahr 1978 gebe dem Präsidenten das Recht, bei der Besetzung von Posten für das Weiße Haus die Bestimmungen gegen Vetternwirtschaft zu ignorieren. Anders als bei Kabinettsmitgliedern hat der Senat bei der Ernennung von Präsidentenberatern kein Mitspracherecht.
Im Weißen Haus soll sich der fromme Jude Kushner unter anderem um die Nahost-Politik kümmern. Auch der Syrien-Konflikt gehört zu seinem Aufgabengebiet; im November hatte sich der Jungstar bereits mit prorussischen Vertretern der syrischen Opposition getroffen, die auf eine engere Zusammenarbeit zwischen Washington und Moskau unter Trump hoffen.
Wie Zeitungen berichten, spielt Kushner auch eine wichtige Rolle bei der Ernennung des Anwalts David Friedman zum künftigen USBotschafter in Israel; Friedman unterstützt die umstrittene Siedlungspolitik des jüdischen Staates und will die amerikanische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen, um den Anspruch Israels auf die auch den Muslimen heilige Stadt zu untermauern.
Im politischen Alltag dürfte Kushner sich nicht auf den Nahen Osten beschränken. Amerikanische Medien beschreiben den HarvardAbsolventen als Anker der Ruhe und Besonnenheit in der Umgebung eines designierten Präsidenten, der für seine spontanen Twitter-Kommentare und laute Wutausbrüche bekannt ist. Kushner gilt als zurückhaltend und verschwiegen – und ist damit das genaue Gegenteil von Trump. Das lässt einige TrumpKritiker hoffen, dass sich Kushners Präsenz mäßigend auf den Mann an der Spitze des Staates auswirken wird. Kushner sei „sehr vernünftig“, sagte der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio der
Ab Ende kommender Woche soll Kushner dafür sorgen, dass Trump vor lauter Twitterei die Politik der Supermacht USA nicht aus den Augen verliert.