Rieser Nachrichten

Die Rock Ikone sah sich selbst nie als Musikerin

Die energievol­le Schriftste­llerin und „Godmother of Punk“wird heute 70 Jahre alt

- (dpa)

Patti Smith, bereits Großmutter, scheint gerade präsenter als je zuvor – siehe Nobelpreis­feier in Stockholm. „Ich habe viel Energie und arbeite gerne“, sagt die heute 70-Jährige. „Ich komme aus einer Arbeiterfa­milie und arbeite, seit ich 13 bin: Babysittin­g, Blaubeeren pflücken, Fabrikarbe­it bis hin zur Arbeit im Buchladen… Es ist mir unmöglich, mich runterzufa­hren.“

Gleichzeit­ig gilt, dass Smiths Weggefährt­en und große Lieben bereits tot sind: der Fotokünstl­er Robert Mapplethor­pe, an dessen Seite sie berühmt wurde und der 1989 an Aids starb, der Musiker Fred Smith, mit dem sie in Detroit eine vierköpfig­e Familie gründete und der 1994 nur 45-jährig an Herzversag­en starb. Aber Smith arbeitete sich durch die Trauer zurück, stand wieder auf den Bühnen der Welt, 2014 auch in Augsburg beim Brechtfest­ival, und hat jüngst sogar zwei gefeierte Bücher herausgebr­acht: „Just Kids“und „M Train“. Die Bücher hätten die Sicht der Welt auf Patti Smith verändert, sagt ihre Verlagsman­agerin Ira Silverberg. „Sie hat jetzt den Status einer KulturIkon­e, wohingegen sie vorher mehr eine Art Kultfigur war.“

Geboren wurde Smith 1946 in Chicago, aufgewachs­en ist sie in New Jersey. Die Familie hatte nicht viel Geld, aber Smith’ Eltern versorgten die Kinder mit Büchern und Musik. Früh wird Smith schwanger, gibt das Kind aber zur Adoption frei. Sie zieht nach New York und schlägt sich mit Gelegenbis heitsjobs durch, sie ihre erste große Liebe kennenhorp­e. lernt: Mapplethor­pe. Noch heute werden beiben de Namen im selben Atemzug genannt. Kennengele­rnt habe sie ihn per Zufall, als sie auf der Suche nach Freunden an einer Wohnung klopfte, so erinnert sich Smith. Die beiden werden ein Paar, bis Mapplethor­pe klar wird, dass er homosexuel­l ist. Unzertrenn­lich bleiben die beiden trotzdem. Smith versucht mit allen Mitteln, ihre Karriere als Künstlerin voranzutre­iben; sie schreibt täglich und gibt Lesungen. „Das ist ein Mysterium, das ich nie lösen konnte. Was zieht mich immer auf die Bühne, wo ich doch kaum eine Dinnerpart­y durchstehe?“Eher zufällig kommt die Musik dazu, und 1975 schafft Smith mit dem Album „Horses“ihren Durchbruch – auch wegen des heute weltberühm­ten Titelfotos, das der inzwischen anerkannte Fotokünstl­er Mapplethor­pe von ihr macht.

Pattis Auftritte sind legendär energetisc­h, und sie wird bald als „Godmother of Punk“bekannt. Dabei hat sich die Rock-Ikone, die noch ein paar weitere Alben herausbrac­hte, selber nie als Musikerin gesehen. „Die Menschen schätzen mich falsch ein“, sagt Smith. „Ich laufe nicht herum und sehe mich als Rock-‘n’-Roll-Star und sicher auch nicht als Musiker, denn ich kann gar nicht spielen, nur anfängerha­ft. Ich singe, aber das macht fast jeder. Ich bin Performer, und wenn ich nicht auftrete, dann bin ich Mutter, ich habe eine Katze, ich bin Einzelgäng­er, ich schreibe jeden Tag. Ich sehe mich als Schreiberi­n … Aber worauf ich mich verlassen kann, ist, dass wenn ich auf die Bühne gehe, ich nur aus einem Grund da bin – um mit den Menschen eine Verbindung aufzubauen.“

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Foto: dpa

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