Erika muss weiterleben
Wie Bäuerin Wilma um ihre alte Milchkuh kämpft. Die soll keinesfalls beim Schlachter landen
Die Geschichte von Bäuerin Wilma und ihrer Milchkuh Erika handelt von Tierliebe. Einer etwas sonderbar anmutenden Wette. Einer Vereinsgründung, die für Aufmerksamkeit sorgt, weil zuletzt die
darüber berichtete. Sowie den Existenzängsten von Landwirten.
Aber der Reihe nach: Weil Milchkuh Erika, knapp 13 Jahre alt, immer mal wieder ausbüxt, ist sie dorfbekannt. Bundesweit bekannt allerdings wird sie zurzeit als eine Art Frontvieh – Zugpferd wäre ja unpassend – für den Verein „Erika & Friends“. Den hat Bäuerin Wilma Michiels aus Wegberg bei Aachen vor etwa sechs Monaten mitgegründet. Erikas „Friends“, ihre Freunde, sind die 44 anderen Kühe des Hofes, die einem düsteren Schicksal entgegensehen – dem Schlachter.
Denn die Michiels geben ihre Milchviehhaltung auf. Sie lohnt sich für sie nicht länger bei Milchpreisen, die bei weitem nicht mehr die Kosten decken. Bäuerin Wilma aber will nicht, dass die Kühe sterben, sie seien ihr ans Herz gewachsen, sagt die 52-jährige Bäuerin unserer Zeitung. Sie sei schon tierlieb gewesen, als sie ihren Mann, Bauer Heinz, vor elf Jahren kennengelernt habe. Er ist gelernter Landwirt, sie Kinderpflegerin. „Er sah damals Kühe als Sachwerte“, sagt sie. „Das hat sich inzwischen aber etwas geändert.“
Wilma jedenfalls wettete mit Heinz. Schafft sie es, einen Gnadenhof – ähnlich Gut Aiderbichl – zu gründen und zu betreiben, können die Kühe bleiben. Deswegen sucht sie nach Unterstützern – auch mithilfe einer professionell gestalteten Homepage, deren Texte ein wenig an die aus der Sendung „Bauer sucht Frau“erinnern. Leben können die Michiels von dem gemeinnützigen Verein freilich nicht. Dafür betreiben sie ihre Landwirtschaft: Getreide, Kartoffeln, Raps und Rüben.