Tausende Tunesier kämpfen für den IS
Der Maghreb-Staat ist ein wichtiges Rekrutierungsreservoir für Terrorgruppen
Die meisten ausländischen Dschihadisten, die sich islamistischen Terrorgruppen in Syrien, dem Irak und Libyen angeschlossen haben, kommen aus Tunesien. Nach Schätzungen amerikanischer Denkfabriken kämpfen zwischen 6000 und 7000 Tunesier aufseiten der Terrormiliz Islamischer Staat oder des Terrornetzwerkes Al-Kaida.
Die tunesische Regierung sprach zuletzt von immerhin rund 3000 Staatsbürgern. Der mutmaßliche Attentäter von Nizza, Mohamed Lahouaiej Bouhlel, war gebürtiger Tunesier und kam aus der kleinen Stadt M’saken, etwa 140 Kilometer südlich der Hauptstadt Tunis. Aber auch in Tunesien selbst verübten Anhänger des Islamischen Staates immer wieder Anschläge. Bei drei schweren Terrorattacken im vergangenen Jahr starben mehr als 70 Menschen.
Radikale Ideen finden in dem kleinen nordafrikanischen Land immer größeren Anklang. Einer aktuellen Studie des nationalen Jugendobservatoriums zufolge lehnen nur noch 20 Prozent einen radikalen Salafismus ab – also eine rückwärtsgewandte, extrem konservative islamistische Strömung. Reformen und jede Form von Modernisierung lehnen sie ab. Seine Anhänger beziehen sich ausschließlich auf den Koran und sehen sich als Verfechter eines unverfälschten Islams. Tunesien hat nach der „Jasmin Revolution“2011 zwar den Weg zur Demokratie geschafft, doch die wirtschaftliche Lage ist vor allem für die Jüngeren schlecht. Das amerikanische Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) sieht darin einen Grund für die hohe Zahl der Ausreisenden.