Dort ziehen bald Asylbewerber ein
Die neue Unterkunft in Nördlingen bietet Platz für bis zu 144 Menschen. Das erwartet sie
In Nördlingen wurden gegenüber des TCWs zwei Leichtmetallbauhallen errichtet. 144 Asylbewerber sollen dort einziehen.
Nebenan, über dem Zaun, herrscht Leere. Der ehemalige Kathrein-Parkplatz ist verlassen. Nur noch vereinzelt verirrt sich jemand auf dem Gelände des geschlossenen Werks. Auf der anderen Seite des Zauns, zwischen Kathrein und TCW, könnte dagegen bald ordentlich Leben einkehren. Dort steht seit Kurzem eine Unterkunft für Asylbewerber.
Noch sind die zwei Hallen, jeweils 50 Meter lang, unbewohnt. Bald sollen hier an der Nürnberger Straße bis zu 144 Menschen einziehen. Gebaut hat die Hallen der Unternehmer Josef Albert Schmid. Seine Firma aus Mörslingen im Landkreis Dillingen hat sich eigentlich auf Messen und Ausstellungen spezialisiert. Die Unterkunft in Nördlingen ist sein erstes Projekt für Asylbewerber.
Die beiden Aluminium-Leichtbauhallen entstanden innerhalb von acht Wochen im Mai und Juni. Sie bieten Platz für 24 Zimmer mit je sechs Betten. Die Räume mit jeweils drei Stockbetten wirken schlicht, aber nicht unfreundlich. Jedem Bewohner steht ein Spind mit Handtüchern, Bettbezügen, Geschirr und einer Hausordnung in verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Dort erfahren die Neuankömmlinge etwa, wie sie in Deutschland den Müll trennen oder die Toilette benutzen sollen. In den Herkunftsländern ist es meist üblich, seine Notdurft im Stehen zu verrichten.
An der Wand lehnt ein Wäscheständer zusammen mit Putzutensilien. In der Mitte steht ein Tisch mit sechs Stühlen, darauf ein Wäschekorb voll mit Besteck, Töpfen und Pfannen. Kochen müssen die Bewohner selbst. Um Strom für die Küchenzeilen im Aufenthaltsbereich zu bekommen, muss alle 15 Minuten ein Knopf gedrückt werden. Die Kühlschränke sind in abschließbare Fächer unterteilt. „Das beugt Konflikten vor“, meint Schmid. Als Sitzgelegenheit stehen Bierbänke bereit.
Die Wände in der Unterkunft sind stahlummantelt. „Dadurch nicht brennbar“, sagt Schmid. Zudem gibt es Rauch- und Brandschutztüren. Die Heizung arbeitet mit Biogasabwärme. Laut dem Lieferanten „Sonnenenergie Nördlingen“stößt die Unterkunft dadurch jährlich rund 13 Tonnen weniger CO2 aus als mit einer herkömmlichen Wärmeversorgung.
Der Boden in den Schlaf- und Aufenthaltsräumen ist mit Laminat ausgelegt. „Dadurch wollen wir die Wohnlichkeit erhöhen“, sagt Schmid. Auch in den Duschen gibt es mehr als nur Standard-Ausstattung. Die acht Kabinen pro Halle bieten Massagedüsen. Ein Extra, das in Asylunterkünften wohl eher selten zu finden ist. „Die Düsen waren bei der Dusche sowieso dabei“, erklärt Schmid. Er habe genau darauf geachtet, welche Kabine er aufstellt. „Ich habe mir viele Duschen angeschaut, und viele haben ein unschönes Gefühl vermittelt“, sagt er.
Auch die Raumhöhe trage seiner Meinung nach zum Wohnkomfort bei. Die Decke ist bis zu 5,80 Meter hoch. „Das ist vom Gefühl her kein Vergleich zu einem engen Wohncontainer“, sagt Schmid. Seine Fir- ma habe die Lebensbedingungen vor Ort selbst getestet, denn: „Viele werden hier wohl jahrelang leben.“Sein Bruder Michael etwa habe dazu eine Woche lang in der Unterkunft übernachtet. Sein Fazit: „Alles hat wunderbar funktioniert.“
Die Hallen sind bezugsfertig. Nur noch Kleinigkeiten sind zu erledigen. Wann die ersten Bewohner einziehen, ist noch unklar. Laut Achim Frank vom Landratsamt „nicht vor Ende August“. Die neue Unterkunft war nötig, da Nördlingen derzeit lediglich rund 160 Asylbewerber beheimatet. Gemessen an den Einwohnern eine Quote von 0,8 Prozent. „Das liegt deutlich unter dem Landkreis-Schnitt von 1,5 Prozent“, sagt Frank. Trotzdem werden die Hallen zunächst wohl nicht voll besetzt. Einer der Gründe dafür sei auch, dass mittlerweile weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen.
Trotzdem sieht Schmid in der Unterkunft eine Investition in die Zukunft: „Ich glaube, die Flüchtlingskrise ist noch nicht überwunden.“Über finanzielle Details schweigen sowohl er als auch das Landratsamt. Der Vertrag läuft über acht Jahre. Sollte bis dahin für die Unterkunft kein Bedarf mehr bestehen, sind die Hallen innerhalb von acht Wochen rückbaufähig. Wer sich selbst ein Bild von innen machen möchte, kann den Tag der offenen Tür am Samstag, 30. Juli, nutzen. Von 11 bis 14 Uhr können Besucher die Hallen besichtigen.