Nördlinger tuckern mit ihrem Wagen ans französische Meer
Musiker bauten sich das Gefährt selbst und erfüllen sich damit einen Traum
Einen Traum wollen sich fünf Rieser mit insgesamt über 300 Jahren Lebenserfahrung erfüllen und in einem umgebauten Wagen nach Südfrankreich fahren. Dabei möchten Musiklehrer Wolfgang Hammer und seine „Schüler“nicht nur Urlaub machen, sondern wie fahrende Musiker auch dort, wo sie halten, sich ihr Geld für Essen und Trinken erspielen. Mittlerweile im besten Mannesalter, kennen sich die fünf Nördlinger fast ausnahmslos aus ihrer Zeit in der Jugendkapelle und traten gemeinsam als Renaissance-Trommler auf. Im Alter von über 50 Jahren erlernten sich noch das Gitarrespielen und gründeten mit Boss Wolfgang die „Fo(u)r Friends“. Am 3. August wollen sie nun einen Traum verwirklichen, wenn sie mit Traktor und Wagen in Richtung Süden tuckern. Die Idee zu der besonderen Tour kam Marcado, Sam, Schorschi, Kalli, Litti und Eddi nach dem traditionellen Abschluss des Stadtmauerfestes 2013 in der Nördlinger Gaststätte „Hennabruck“. Dabei legten die Vier das Versprechen ab, bei „Marcado“Hammer Gitarre zu lernen. Nachdem man sich in der Folge freundschaftlich näher kam, reifte eines Tages der „Traum“, die erworbenen Kenntnisse auch in der Heimat der Zigeunermusik, Südfrankreich, zu zeigen. Irgendwann war man sich sogar einig, einen eige- nen Wagen zu bauen. Einen „technischen Leiter“fand man in Kartelbruder Kali, einst ebenfalls in Knabenkapelle und bei den Renaissance-Trommlern aktiv, und eine Location bei diesem in Heuberg.
Marcado und Sam machten sich danach auf die Suche nach günstigen Möglichkeiten, einen geeigneten Wagen zu finden. Das war schließlich ein alter landwirtschaftlicher Anhänger, den man vollkommen entkernte und sein Fahrgestell mithilfe Kallis Schweißgerät von 5,4 auf 7,8 Meter verlängerte. In der Folge verbrachten Marcado und Sam fast jede ihrer freien Minuten auf dem Gelände des früheren Gärtnereibetriebes, um einen großen Holzaufbau mit allen Schikanen zu schaffen. Dazu gehören neben Stockbetten unter anderem eine Küchenzeile mit Kühlschrank, Sitzgelegenheiten, eine Toilette und eine offene Veranda, auf der man abends schön überdacht sitzen und Musik machen kann. Will man mit dem „Ungetüm“losziehen, braucht man natürlich auch eine geeignete Zugmaschine, die man ebenfalls im Internet fand. Den „Deutz Intrac 2003“mit seinen 60 PS und einem Verbrauch von drei bis vier Liter pro Stunde holte man in Mindelheim ab und restaurierte ihn so, dass auch er den TÜV-Stempel bekam.
Am Morgen des 3. August soll nun der Traum in der Nördlinger Fußgängerzone beginnen. Stadtauswärts möchte man durchs Berger Tor in Richtung Württemberg, dann über Nattheim, Giengen, Langenau, Elchingen, Neu-Ulm, Tuttlingen und Titisee in Richtung Schwarzwald tuckern. Über Freiburg soll es nach Collmar, damit nach Frankreich und endgültig Richtung Meer gehen. Rund vier Tage Fahrt rechnen die Nördlinger bis nach Saint Marie de la Mer, insgesamt rund vier Wochen für die gesamte Tour.