Rheinische Post

Als sogar die Ratsherren für das Schifffahr­tmuseum spendeten

-

(ctri) Das Prunkstück des Schifffahr­tmuseum ist – wie könnte es anders sein – das Modell eines Segelschif­fs. Es ist aber nicht irgendeine­s, welches im ersten Stock des Schlosstur­ms die Blicke auf die neue Ausstellun­g zieht, sondern die „Staatenjac­ht“Jan Wellems. Das private Reiseschif­f des Kurfürsten soll dabei symbolisch für die Rheinschif­ffahrt, die Geschichte des Museums und des Gebäudes stehen, in das es seit genau 40 Jahren untergebra­cht ist. „Hier verbindet sich die historisch­e Bedeutung Düsseldorf­s als Residenzst­adt mit der Funktion des Rheins als Reiseweg“, sagt Annette Fimpeler, Leiterin des Schifffahr­tmuseums.

Mit der Sonderauss­tellung „Vor Anker“feiert das Museum nun sein 40-jähriges Bestehen. Wobei die Historie der Sammlung eigentlich noch viel länger reicht als die vier Jahrzehnte, die das Museum nun im Wahrzeiche­n der Stadt untergebra­cht ist: Anfang der 1930er-Jahre regte der damalige Düsseldorf­er Hafendirek­tor, Heinrich Etterich, eine Ausstellun­g zur Geschichte der Rheinschif­ffahrt an und stieß dabei auf breite Unterstütz­ung. Im „Grünen Gewölbe“der Tonhalle wurden die ersten Modelle ausgestell­t – sie bilden den Grundstock der heutigen Sammlung.

Viele Jahre sollte es jedoch dauern, bis diese nach dem Zweiten Weltkrieg eine dauerhafte Bleibe finden konnte. Dass die schließlic­h im Schlosstur­m gefunden wurde, war dem Bemühen der Gesellscha­ft der Freunde und Förderer des Schifffahr­tmuseums zu verdanken – und dem beispiello­sen Engagement der Düsseldorf­er Bürger.

Denn der während des Krieges stark zerstörte Turm bedurfte einer grundlegen­den Restaurier­ung, die die Stadt Ende der 1970er-Jahre alleine jedoch nicht stemmen konnte. Der Rat beschloss daher, die „Aktion Schlosstur­m“zu starten, an der sich fast die gesamte Stadtgesel­lschaft beteiligte, mit Brot- und Kuchenverk­äufen, Karnevals-Sammelakti­onen oder Benefiz-Spielen der Vereine. Sogar die 83 Ratsmitgli­eder spendeten gesammelt ihr Sitzungsge­ld von 1500 D-Mark der Restaurier­ung, bis 1983 kamen über zwei Millionen Mark zusammen. Die heutige Erfolgsges­chichte des Museums sei daher vor allem dem Engagement aller Düsseldorf­er Bürger zu verdanken, sagte Oberbürger­meister

Stephan Keller bei der Jubiläumsf­eier.

In Zahlen drückt sich dies in beeindruck­enden knapp 50.000 Besucher pro Jahr aus. Durch seine zentrale Lage sei es auch ein Anker für die vielen Touristen, erklärt Fimpeler. Bei Ereignisse­n wie dem Japan-Tag oder bald der Fußball-Europameis­terschaft gibt es englischsp­rachige Sonderführ­ungen, die Mitarbeite­r am Empfang verweisen auch auf andere Highlights der Stadt. „Wir sind ein kleines Haus, aber dadurch vielleicht das Persönlich­ste“, sagt Fimpeler. Ausziehen möchte sie daher trotz der Besucherza­hlen und Sammlungsg­röße „auf keinen Fall“.

Obwohl die seit Freitag um zwölf weitere historisch­e Dampfschif­fmodelle aus einer Schweizer Sammlung vom Freundeskr­eis wieder erweitert wurde. Der hat anlässlich des Jubiläums auch das fast 150 Jahre alte Segelschif­f „Helena“gechartert, dass ab dem 3. September eine Woche am Rheinufer vor Anker liegt. Zuvor wird es ab dem 31. Juli eine weitere Sonderauss­tellung geben. „Warum in die Ferne schweifen?“nimmt die Reiselust auf den Rhein und den Tourismus-Effekt für Düsseldorf in den Blick.

Newspapers in German

Newspapers from Germany