Rheinische Post

Der Fußball frisst seine Helden

- STEFAN KLÜTTERMAN­N

Alle. Fertig. Ausgebrann­t. Max Eberl hat nach eigener Aussage nichts mehr, was er dem Fußball geben kann. Er hat ihm alles gegeben. Dem Fußball, der sein Leben ist. Und ja, das Milliarden­geschäft dreht seine Helden durch die Mühle. Trotzdem wollen sehr viele sehr gern Protagonis­t im Fußball sein. Held sein. Am Ende ist der Fußball heute eine große Unterhaltu­ngsbranche. Eine, in der alle mit den Geistern klarkommen müssen, die sie gerufen haben.

Im Erfolgsfal­l, und Eberls Zeit bei der Borussia ist ja unbestritt­en einer, fällt es leicht, im Mittelpunk­t zu stehen. Im Rampenlich­t ist es warm. Die eigenen Kräfte scheinen endlos. Von Kamera zu Kamera eilen. Ein Doppelpass­Auftritt hier, ein Sportstudi­o-Besuch dort. Lob für kluge Transfers, Champions League olé, himmelhoch­jauchzend. Eine Stadt, die ihrem Sportdirek­tor zu Füßen liegt. Es ist die Droge Relevanz, die letztlich alle suchen und die auch Max Eberl annahm, während sie wirkte.

Doch die Wirkung lässt unweigerli­ch nach. Dann, wenn der Misserfolg kommt. Und die Kritik. Kritik, die in Zeiten von anonymen Massen, die in Sozialen Medien Hass und Häme nach Belieben auskübeln dürfen, unmenschli­ch ausfällt. Aber auch sachliche Kritik zu akzeptiere­n, fällt einem Helden schwer, eben, weil er doch so lange der Held war. Von unfehlbar bis untragbar ist es im Fußball oft nur ein kurzer Querpass. Diese Schattense­iten, sagt Eberl, hätten ihm den Fußball verleidet. Und deswegen macht er Schluss.

Klar ist: Vor diesem Schritt muss man Respekt haben. Jeder, der erkennt, dass die Gesundheit das wichtigste Gut ist, macht etwas richtig. Doch die Frage muss erlaubt sein, wie lange die Entziehung­skur wirkt. Ob nicht doch wieder die Droge Relevanz lockt. Mit seiner Lebensleis­tung in Gladbach wäre Eberl bei vielen TopVereine­n willkommen. Er muss selbst die Frage beantworte­n, ob er dem Fußball noch einmal etwas geben kann. Einem Fußball mit all seinen Schattense­iten.

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