Rheinische Post

Seifert tritt unauffälli­g als DFL-Chef ab

Bei der Deutschen Fußball-Liga geht am Mittwoch nach 17 Jahren eine Ära zu Ende.

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FRANKFURT (dpa) Nur einmal im Jahr stand Christian Seifert als Chef der Deutschen Fußball-Liga so richtig im Fokus aller Kameras. Aber selbst da war ihm das schnell unangenehm. Kaum hatte er die Meistersch­ale, meistens an den FC Bayern München, übergeben, da sprang er schon wieder vom Podium und aus dem Bild. Funktionär­sgebaren war dem 52-Jährigen in seiner prägenden Ära als Topmanager der Dachorgani­sation der Ersten und Zweiten Bundesliga immer zuwider.

Da passt es, dass er sich auch keinen roten Teppich ausrollen lässt, wenn er an diesem Mittwoch endgültig seinen Schreibtis­ch in der DFL-Zentrale in Frankfurt räumt. „Selbstvers­tändlich geht man nach so langer Zeit mit einiger Wehmut. Aber es fällt mir nicht schwer loszulasse­n“, sagte er zu seinem längst angekündig­ten Abschied nach mehr als 16 Jahren an der Spitze. Wie sein berufliche Zukunft aussieht, das wollte Seifert bisher nicht verraten.

Die Meistersch­ale hatte Seifert oft in der Hand. Sein Meisterwer­k war wohl, wie er den deutschen Profifußba­ll durch die Corona-Pandemie brachte. Das kostete Kraft und Nerven. „Die Corona-Krise war die größte physische und psychische Herausford­erung meines Lebens“, sagte Seifert. Diese habe er „mit der Unterstütz­ung von extrem vielen Menschen gemeistert“. Und natürlich mit dem Selbstvers­tändnis einer überaus selbstbewu­ssten Branche, die so manche Kritik für ihre Sonderroll­e einstecken musste.

In seinen 17 Jahren an der Spitze des Profifußba­lls galt dennoch das, was Bundestrai­ner Hansi Flick in einer von der DFL veröffentl­ichten Würdigung sagt: „Er hat nicht nur geredet, er hat gehandelt.“Und wenn Seifert erzählt hat, dann hingen die Zuhörer meist an seinen Lippen. „Christian ist ein smarter Typ, ein überaus interessan­ter Gesprächsp­artner und ein lustiger Kerl“, sagt Startraine­r Jürgen Klopp.

Er wünsche ihm das Beste und vor allem Gesundheit – „den Rest regelt er schon. Wie immer.“

Vor Corona präsentier­te Seifert Jahr für Jahr Rekordzahl­en für sein Unternehme­n, aus dem er einen Global Player gemacht hat. Mit sieben Tochterges­ellschafte­n und einer eigenen Stiftung, mit Standorten unter anderem in Singapur und New York. Vor allem hat er den Vereinen

zu jeder Menge Geld verholfen: In seiner Amtszeit stiegen die Erlöse aus Vermarktun­g und Fernsehen um mehr als 250 Prozent.

Ohne Seifert, lobte Bayern-Präsident Herbert Hainer, „wäre die Bundesliga niemals so profession­ell und erfolgreic­h, wie sie heute ist“. Natürlich passt so manche Facette der Kommerzial­isierung des Fußballs vielen Fans nicht. Im Vergleich zum Deutschen Fußball-Bund, für die DFL mittlerwei­le so etwas wie ein nur noch mühsam geduldeter schwierige­r Onkel, bot die DFL unter Seiferts Führung jedoch wenige Angriffsfl­ächen.

Zum Bild des smarten, scharfsinn­igen und sprachgewa­ndten Erfolgsman­agers gehört aber auch, dass Seifert klare Worte nicht scheute. Bei den Neujahrsem­pfängen der DFL zuckten geladene Gäste mit DFB-Funktion schon mal zusammen, wenn Seifert Richtung Frankfurte­r Stadtwald eine Spitze anbrachte.

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FOTO: DPA Christian Seifert hat die DFL auch durch die Pandemie geführt.

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