Rheinische Post

Abschuss von Wölfen darf kein Tabu sein

- VON JÖRG ISRINGHAUS BERICHT HILFE FÜR PONY-HALTER BEIM WOLFSSCHUT­Z, NRW

Der Streit über die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem Wolf schwelt, seit sich das Raubtier in Nordrhein-Westfalen wieder angesiedel­t hat. Naturschüt­zer argumentie­ren mit biologisch­er Vielfalt, Weidetierh­alter sehen ihre wirtschaft­liche Existenz bedroht, dazwischen steht die Landesregi­erung mit dem Wunsch, allen Seiten gerecht zu werden. Bislang waren vor allem Schafe von Wolfsangri­ffen betroffen, zuletzt hatten aber Attacken auf Ponys viel Unmut verursacht. Zumindest einen Schritt in die richtige Richtung hat Umweltmini­sterin Ursula Heinen-Esser nun gemacht, indem ab Januar auch Halter von Kleinpferd­en für Schutzzäun­e Zuschüsse bekommen. Dass dies zudem künftig schneller passieren soll und es mit der Landwirtsc­haftskamme­r nur noch einen Ansprechpa­rtner gibt, ist längst überfällig.

Alleine wird das aber wohl nicht ausreichen, um Tierhalter­n ihre Sorgen zu nehmen. Denn Zäune halten vor allem die Wölfe nicht ab, die gelernt haben, diese zu überwinden; nur in Kombinatio­n mit Herdenschu­tzhunden funktionie­rt die Abschrecku­ng. Diese wiederum sind auf Dauer zu teuer für Hobbyhalte­r. Vor dem Hintergrun­d ist es gut, dass die Landesregi­erung das Thema Abschuss problemati­scher Wölfe im kommenden Jahr in den Landtag einbringen will. Nach niedersäch­sischem Vorbild soll ein Kriterienk­atalog festlegen, wann ein Raubtier zu viele Grenzen überschrei­tet und damit ein friedliche­s Miteinande­r bedroht. Bisher hatten sich Gerichte der sogenannte­n Entnahme widersetzt; ein Leitfaden für diesen letzten, ultimative­n Schritt könnte Rechtssich­erheit schaffen. Vorausgese­tzt natürlich, dass diese Kriterien nachprüfba­r einem Tier zugewiesen werden können. Für die Wolfsdebat­te wäre das vielleicht eine konsensfäh­ige Lösung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany