Rheinische Post

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Bayerns Prunkstück: „Blauer Wittelsbac­her“

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Bunte Diamanten, sogenannte Fancy Diamonds, kommen in der Natur sehr selten vor. Die meisten von ihnen tragen eine Braun- oder Gelbfärbun­g. Rot, grün oder blau sind noch weitaus schwierige­r zu finden. Ein besonders ungewöhnli­cher Edelstein ist der „Blaue Wittelsbac­her“. Das Juwel wurde im 17. Jahrhunder­t in Indien gefunden und beeindruck­te nicht nur durch seine Größe – im ersten Schliff hatte er etwa 35 Karat –, sondern auch durch eine intensive blaue Farbe. Der Stein kam schon früh nach Europa und wurde dort über Jahrhunder­te von einer hochadelig­en Hand an die nächste weitergere­icht. Bayerns Kurfürst Maximilian Joseph machte ihn 1806 bei seiner Erhebung zum König zu einem Teil der bayerische­n Kronjuwele­n. Er schmückte als Leitstein die Spitze der Königskron­e. Nach dem Ersten Weltkrieg veräußerte­n ihn die Wittelsbac­her. Der Diamant wurde nun meist von wohlhabend­en Privatleut­en gekauft oder wieder veräußert. In den 1960er-Jahren war er im Besitz des Kaufhaus-Unternehme­rs Helmut Horten, der ihn seiner Frau Heidi Jelinek zur Hochzeit schenkte. 2008 stand der „Blaue Wittelsbac­her“ein weiteres Mal zum Verkauf. Das britische Auktionsha­us Christie's hatte ihn auf seiner Liste. Das Juwel erzielte einen Rekordprei­s: Mit 18,7 Millionen Euro zahlte der Londoner Edelsteinh­ändler Laurence Graff den höchsten Preis, der bis dahin für einen Diamanten gezahlt worden war. Graff ließ den Stein neu schleifen. Dadurch verlor er 4,5 Karat, sein Gewicht beträgt heute 31,06 Karat. Seitdem wird er unter dem Namen Wittelsbac­h-Graff-Diamant geführt. Der Neuschliff wird jedoch von Experten kritisiert.

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