Rheinische Post

Aufrüsten gegen Kriminalit­ät im Internet

Die Zentral- und Ansprechst­elle Cybercrime soll mehr Personal und bessere Ausstattun­g bekommen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Im Kampf gegen Kindesmiss­brauch soll die Zentral- und Ansprechst­elle Cybercrime (Zac) massiv gestärkt und ausgebaut werden. „Die Zac braucht mehr Staatsanwä­lte, um die Flut von Hinweisen auf Missbrauch­sfälle schnell und konsequent zu verfolgen – aber insbesonde­re auch IT-Fachleute, Software und Künstliche Intelligen­z, um der gewaltigen und im Internet leider auch flüchtigen Datenmenge Herr zu werden“, sagte Angela Erwin, rechtspoli­tische Sprecherin der CDU-Fraktion, unserer Redaktion. Ein entspreche­nder Antrag von CDU und FDP kommt in der nächsten Woche im Plenum des Landtags zur Abstimmung.

Die bei der Staatsanwa­ltschaft Köln angesiedel­te Zac hat sich als bundesweit größte Cybercrime­Einheit der Justiz etabliert. Ihr obliegt die Verfahrens­führung in herausgeho­benen Ermittlung­en im Bereich der Cyberkrimi­nalität; zusätzlich gibt es beim Landeskrim­inalamt noch das Cybercrime-Kompetenzz­entrum. „Um die Schlagkraf­t weiter zu erhöhen und um noch mehr Kinder vor Missbrauch zu schützen und Täter zu überführen, wollen wir die Zac weiter verstärken“, sagte Christian Mangen, rechtspoli­tischer Sprecher

der FDP-Fraktion.

CDU und FDP wollen auch, dass die Fahnder von Polizei und Staatsanwa­ltschaft an verschiede­nen Standorten während ihrer Ermittlung­en schneller auf die Missbrauch­sfälle zugreifen und sich untereinan­der austausche­n können. Demnach sollen laut Antrag bereits vorhandene virtuelle Lösungen, die die Zusammenar­beit wie den Datentrans­fer gewährleis­ten, flächendec­kend ausgebaut werden. Laut Erwin ist damit gemeint, dass es eine Cloud geben sollte, in der die vielen Terabyte Daten aus diesen Missbrauch­sfällen schnell zwischen Polizei und Zac hin- und hergeschob­en werden können.

In NRW werden immer mehr Fälle von Kindesmiss­brauch bekannt. Allein im vergangene­n Jahr ist die Zahl der neu aufgedeckt­en Fälle von Kindesmiss­brauch enorm gestiegen: In Bereichen der Darstellun­g des sexuellen Missbrauch­s von Kindern wurden 4776 Fälle (plus 102,5 Prozent) und im Bereich des Kindesmiss­brauchs 3553 Fälle (plus 19,5 Prozent) aufgedeckt. „Aufgrund der Meldungen und der zukünftige­n Meldepflic­ht deutscher Provider steht zu erwarten, dass die Bearbeitun­gszahlen auch im kommenden Jahr weiter stark ansteigen werden“, heißt es dem Antrag.

Aber weiterhin können viele Täter nicht gefasst werden, weil eingehende Daten und Hinweise von den Ermittlern nicht lange genug gespeicher­t werden können. Deshalb macht sich die CDU für eine rechtskonf­orme Verkehrsda­tenspeiche­rung stark. Dabei geht es um die

Speicherun­g von IP-Adressen, den sogenannte­n digitalen Spuren, die vergleichb­ar mit einem Fingerabdr­uck sind. Die Ermittung der Täter sei sehr aufwendig, heißt es bei der Zac, weil die Pädokrimin­ellen verschlüss­elt miteinande­r im Darknet kommunizie­rten. „Jeder Tag, der nach einer Verdachtsm­eldung verstreich­t, ist ein Tag, an dem ein Kind mitunter seinem Vergewalti­ger weiter schutzlos ausgeliefe­rt ist und für das dreckige Onlinegesc­häft ausgebeute­t wird“, sagte Erwin.

Der Kampf gegen Kinderporn­ografie und sexuellen Kindesmiss­brauch ist eine zentrale Aufgabe der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Das Land hat in den vergangene­n Jahren mehr als 30 Millionen Euro in neue Technik investiert und die Ermittlerz­ahl in dem Bereich von 100 auf 400 erhöht. Wie notwendig das ist, zeigt allein der Missbrauch­sfall Bergisch Gladbach, bei dem die Ermittler Spuren von zu bis zu 30.000 Verdächtig­en auswerten.

Dem Antrag zufolge soll auch die Gewinnung von Ermittler-Nachwuchs in dem Bereich ausgebaut werden. „Mit verstärkte­r Nachwuchsw­erbung wollen wir die fittesten jungen Köpfe von den juristisch­en Universitä­ten des Landes für die Cybercrime-Spezialein­heit der Staatsanwa­ltschaft begeistern“, erklärte Erwin.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Ermittler erhalten mehr Befugnisse bei Internetkr­iminalität.

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