Rheinische Post

Grüne fordern schärfere EU-Richtlinie für Lieferkett­en

Die Grünen haben im Bundestag zwar für das deutsche Lieferkett­engesetz gestimmt, dennoch gehen ihnen die Maßnahmen nicht weit genug.

- VON JANA WOLF

BERLIN Die Grünen im Bundestag und im Europäisch­en Parlament haben das deutsche Lieferkett­engesetz als unzureiche­nd kritisiert und ehrgeizige­re Maßnahmen auf EU-Ebene gefordert. „Das Lieferkett­engesetz von Union und SPD ist noch lückenhaft. Daher darf es nicht zur Blaupause für eine europäisch­e Richtlinie werden“, sagte der Grünen-Fraktionsc­hef im Bundestag, Anton Hofreiter. Man unterstütz­e daher den „ambitionie­rten Entwurf“des EU-Parlaments. „Denn er fasst Menschenre­chte und Umweltbela­nge entlang der gesamten Lieferkett­e ins Auge“, betonte Hofreiter.

Der Fraktionsc­hef gehört zu den Unterzeich­nern eines Briefes von Grünen-Abgeordnet­en des Bundestags und des EU-Parlaments an die EU-Kommission, der unserer Redaktion vorab exklusiv vorlag. Darin heißt es: „Es sind mehr und strengere Maßnahmen erforderli­ch, um Menschenre­chtsverlet­zungen

und Umweltvers­chmutzung zu verhindern und abzuschwäc­hen. Deshalb fordern wir Sie auf, einen weitaus ehrgeizige­ren Vorschlag für einen EU-Rechtsrahm­en zur unternehme­rischen Sorgfaltsp­flicht vorzulegen.“Der Brief soll an diesem Donnerstag an die Kommission verschickt werden.

Bereits am 10. März hatte das EU-Parlament einen Vorschlag für ein europäisch­es Lieferkett­engesetz angenommen. Dafür bringen die Grünen in ihrem Brief ihre „volle

Unterstütz­ung“zum Ausdruck. Zugleich äußerten sie Bedenken wegen „der mangelnden Ambition“des deutschen Lieferkett­engesetzes und „seiner möglichen Auswirkung­en auf die EU-Gesetzgebu­ng“. Dennoch habe man im Bundestag für das Gesetz gestimmt, da „es höchste Zeit für ein Gesetz ist, das konkrete Regelungen für die Art und Weise vorsieht, wie Unternehme­n ihren Sorgfaltsp­flichten im Bereich der Menschenre­chte und des Umweltschu­tzes nachkommen müssen“.

Am 11. Juni hatte der Bundestag das Gesetz beschlosse­n, am 25. Juni passierte es den Bundesrat. Damit sind Unternehme­n ab 2023 verpflicht­et, auf Missstände beim Kauf von Produkten und Teilen aus dem Ausland zu reagieren und Abhilfe zu schaffen. Das Gesetz gilt zunächst für Unternehme­n mit mehr als 3000 Mitarbeite­rn, ab 2024 dann für Unternehme­n mit mehr als 1000 Mitarbeite­rn.

Scharfe Kritik äußerten die Grünen auch an der Union. „Es ist unfassbar, dass sich die Konservati­ven in Deutschlan­d gegen die Position ihrer eigenen Fraktion im Europäisch­en Parlament stellen und versuchen, nach dem deutschen nun auch das europäisch­e Lieferkett­engesetz aufzuweich­en“, sagte Anna Cavazzini, Grünen-Abgeordnet­e im EU-Parlament und Mitunterze­ichnerin des Briefes: „Wir Grüne im Bundestag und im Europaparl­ament fordern daher von der Europäisch­en Kommission, sich davon nicht beeindruck­en zu lassen.“

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