Digitaler EU-Impfpass bis Sommer
Im Handy oder auf Papier sollen Corona-Impfung oder Testergebnis hinterlegt sein.
Die EU nimmt sich Israel als Vorbild bei der Rückkehr ins öffentliche Leben: Nachdem in dem vergleichsweise kleinen Land mit seiner enorm hohen Impfquote Zehntausende Bürger dank eines digitalen Impfpasses ohne Restriktionen in Fitnessstudios oder Restaurants gehen können, bereitet die EU ein vergleichbares System für die 27 Mitgliedsstaaten vor. Per App-Eintrag soll fälschungssicher hinterlegt werden, dass ein Bürger gegen Corona geimpft wurde. Alternativ kann abgespeichert werden, dass die Person von einer Infektion genesen ist, was ebenfalls sehr unwahrscheinlich macht, dass sie andere Menschen ansteckt, oder dass sie kürzlich mit einem hochwertigen Test negativ auf Corona getestet wurde.
Hauptziel soll sein, auch innerhalb von Europa freies Reisen zu erleichtern. Das Zertifikat solle bis Anfang Juni als gemeinsamer Standard starten, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Brüssel. Aber der Impfpass kann dann innerhalb der Staaten auch helfen, den Zugang zu Museen oder anderen Institutionen zu erleichtern. „Die Menschen können das System zum Reisen nutzen. Aber es kann auch für andere Aktivitäten genutzt werden“, so Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton. Und auch Menschen ohne Smartphone sollen profitieren. „Wenn jemand kein Handy hat“, sagte Breton, „kann er das Zertifkat auch auf Papier haben.“Sowohl auf Papier als auch auf dem Smartphone soll ein QR-Code die Infos sicher abrufbar machen. „Der digitale Impfpass ist ein wichtiger Schritt, die Reisemöglichkeiten wieder herzustellen“, sagt ein Sprecher von Tui, dem größten Reisekonzern Europas. Impfen und Testen seien „ein Weg, wie wir Urlaub wieder möglich machen können.“AuchWilliVerhuven, Chef von Alltours, unterstützt die Idee: „Ein Corona-Impfpass ist zeitgemäß und richtig. Ich befürworte ihn sehr.“Lufthansa und Eurowings haben eine ähnliche Haltung.
Das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten müssen dem Start des gemeinsamen Immunitätsnachweises noch zustimmen. Die größten Unterstützer sind Ferienländer wie Italien, Spanien oder Bulgarien, weil sie Einreisekontrollen einfacher handhaben und durchsetzen könnten, dass nur wenige oder keine Infizierten einreisen. Bundeskanzlerin Angela Merkel bremste anfangs bei den Planungen, weil die Impfungen nur langsam vorankommen. Aber die Aussicht, dass wenige Wochen vor der Bundestagswahl die Deutschen nicht einmal einen digitalen Impfpass hätten, während Millionen Briten ans Mittelmeer jetten könnten, hat die Lage geändert. In der vergangenen Woche vergab die Bundesregierung den Auftrag für ein Impfpasssystem in Deutschland an das Kölner Startup Ubirch. Dieses System soll mit dem europäischen Standard kompatibel sein, eventuell wird es sogar die Basis dafür.
Laut EU sollen nur von der Arzneimitttelbehörde Ema zugelassene Impfstoffe akzeptiert werden. Der in Ungarn genutzte Impfstoff Sputnik V gehört nicht dazu.