Darum sind in NRW-Städten die Nebenkosten für Mieter besonders hoch.
Mieter zahlen im Schnitt 2,70 Euro pro Quadratmeter zusätzlich zur Miete. Die kalten Nebenkosten, die Städte und Vermieter in Nordrhein-Westfalen nehmen, liegen an der Spitze. Besonders teuer sind Leverkusen, Bonn und Gladbach.
KÖLN In vielen Großstädten steigen die Mieten seit Jahren. Der Zuzug treibt die Nachfrage, der Neubau an Wohnungen hält nicht mit. Zugleich legen die Nebenkosten zu, wenn auch nicht so stark, wie eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergeben hat. Während die Nettokaltmieten von 2010 bis 2019 um 12,7 Prozent gestiegen sind, erhöhten sich die Nebenkosten im selben Zeitraum um 10,5 Prozent. Besonders schlecht schneiden Städte und Gemeinden aus NRW ab: Hier sind die sogenannten kalten Nebenkosten besonders hoch. Damit verschärft der Staat die angespannte Lage weiter.
Warme Nebenkosten Laut IW betrugen die monatlichen Nebenkosten im Bundesdurchschnitt zuletzt 2,70 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Davon entfallen 1,40 Euro auf die warmen Nebenkosten. Dazu zählen vor allem die Ausgaben für Heizung und Warmwasser. Diese Kosten haben seit 2010 nur moderat zugelegt. Die Kosten für Öl und Gas sind teilweise sogar gefallen. Doch die Strompreise sind gestiegen. Mehr als die Hälfte des Strompreises geht mittlerweile auf Steuern und Abgaben zurück, wobei vor allem die Ökostromumlage zugelegt hat.
Kalte Nebenkosten Im Schnitt machen die kalten Nebenkosten 1,30 Euro pro Quadratmeter aus. Hierzu zählen einerseits kommunale Abgaben wie die Grundsteuer, die Müll- und Abwassergebühren, andererseits betriebswirtschaftliche Nebenkosten wie die für Versicherung, Gebäudereinigung, Fahrstuhl. Die kalten Nebenkosten sind von 2010 bis 2019 um satte 13,5 Prozent gestiegen. Und hier zeigen sich erstaunliche Differenzen. Bei den kalten Nebenkosten schneidet Nordrhein-Westfalen besonders schlecht ab. Im Ranking der teuersten Städte liegt Frankfurt zwar an der Spitze. Doch es folgen Leverkusen (Platz 2) und Bonn (Platz 3), wo die kalten Nebenkosten mit 1,94 Euro je Quadratmeter zu Buche schlagen. Auf Platz 5 folgt Mönchengladbach. Im Vergleich der sieben größten deutschen Städte nehmen Düsseldorf und Köln nach Frankfurt die vordersten Plätze ein. In Düsseldorf fallen 1,89 Euro je Quadratmeter an. Und selbst wenn man die kalten Nebenkosten in Relation zur Miete setzt, wird es nicht besser: Auch dann liegen vier nordrhein-westfälische Städte unter den Top 5.
Ursachen Die Unterschiede bei den Kaltmieten spiegeln die regionalen Märkte wider, westdeutsche Metropolen sind eben deutlich teurer als ostdeutsche Landstriche. Die Unterschiede bei den warmen Nebenkosten haben etwas mit der geografischen Lage zu tun: In Bayern sind die Winter oft kälter, entsprechend muss hier mehr geheizt werden. Die Unterschiede bei den kalten Nebenkosten sind aber meist hausgemacht durch die Politik. „Dass gerade in hochverschuldeten Bundesländern diese Nebenkosten besonders hoch sind, ist auffällig“, schreibt der Autor der Studie, Michael Voigtländer. Dabei dürften Gebühren aber eigentlich nur dazu verwendet werden, die damit zu finanzierenden Aufgaben zu stemmen. Mit anderen Worten: Städte, die ihre Müllgebühren nutzen, um das Schwimmbad querzusubventionieren, handeln nicht korrekt. „Dies sollte gegebenenfalls näher überprüft werden“, so Voigtländer.
Folgen Das IW fordertVermieter und Kommunen auf, die Nebenkosten zu senken, um einem weiteren Anstieg der Wohnkosten entgegenzuwirken – erst recht, weil wegen der Corona-Pandemie viele Einkommen ohnehin unter Druck geraten werden. „Bei den kalten Nebenkosten sind vor allem die Kommunen gefordert, die überdurchschnittlich hohe Kosten ausweisen“, mahnt Voigtländer. Sie sollten von günstigeren Städten lernen, wie man EntundVersorgung besser organisieren kann. Aber auch Vermieter könnten etwas tun: „Sie sollten aus eigenem Interesse Effizienzreserven etwa bei der Wartung des Aufzugs heben.“Bei den Kosten der Gebäudereinigung, die besonders stark zugelegt haben, dürfte wegen des Mindestlohns kaum etwas zu ändern sein. Anders sieht es bei der energetischen Gebäudesanierung aus: Durch die künftige Bepreisung von Kohlendioxid werden die Energiekosten steigen. Investitionen in Dämmung und moderne Heizungen zahlen sich auf Dauer für Mieter und Vermieter aus.