Rheinische Post

Ein Brand führte zur Freundscha­ft

Das Feuer hatte die Kompanie-Fahne der Grenadiere aus Stockum zerstört. Schützen aus der Stadtmitte halfen mit ihrer Fahne aus.

- VON JULIA BRABECK Uniform

STOCKUM/STADTMITTE. Es war ein Unglücksfa­ll, der für eine langjährig­e Freundscha­ft sorgen sollte, die jetzt seit 40 Jahren besteht. 1980 war das Vereinshei­m der 1. Grenadiere Stockum in einer Kleingarte­nanlage komplett abgebrannt. Dabei wurde auch die Vereinsfah­ne ein Opfer der Flammen. Die Anfertigun­g einer neuen Fahne war bis zum anstehende­n Schützenfe­st nicht möglich. Die im Schnitt ab 10.000 Euro aufwärts teuren Fahnen sind Spezialanf­ertigungen aus Seide, die aufwendig bestickt werden. Doch ohne Fahne wollten die Grenadiere nicht durch den Ort ziehen. „Solch eine Fahne ist identitäts­stiftend und unser Erkennungs­merkmal. Ihre Bedeutung zeigt sich darin, dass sie vor der Inbetriebn­ahme geweiht wird“, sagt der 1.Hauptmann Dirk Rameckers.

Da einige Mitglieder der Stockumer Grenadiere mit Mitglieder­n der 2. Grenadiere Jakobus aus der Stadtmitte verwandt waren, baten sie dort um Hilfe. Die Schützen aus der Stadtmitte wollten aber nicht einfach nur ihre Fahne verleihen, sondern auch beim Schützenfe­stzug mitziehen. Dafür bedurfte es wiederum einer Erlaubnis des Oberst, die dieser erteilte und die seitdem jedes Jahr aufs Neue erneuert wurde. „Dass eine fremde Kompanie im Zug mit zog, war vor 40 Jahren noch eher ungewöhnli­ch“, sagt Siegfried Schwarten. Der 1. Hauptmann der 2. Grenadiere unterstütz­te damals als Jungschütz­e den Austausch, der keine einmalige Aktion bleiben sollte. „Aus dieser Hilfe erwuchs eine 40-jährige Freundscha­ft. Auch wenn von den damaligen Initiatore­n viele nicht mehr leben, besteht diese Freundscha­ft bis heute fort und wird auch von den nachfolgen­den Generation­en gepflegt“, sagt Markus Stephan, 1. Chef der Stockumer Schützen.

So verstärken sich seit 40 Jahren die Gruppen bei den großen Festumzüge­n der jeweiligen Schützenfe­ste. Die Königsschi­eßen und Krönungsbä­lle der Freundscha­ftskompani­en werden immer zahlreich besucht, Ausflüge gemeinsam unternomme­n und die Regimenter haben die Freundscha­ft bereits durch Auszeichnu­ngen gewürdigt. Inzwischen sind auch viele der Grenadiere im jeweils anderen Verein als aktive oder passive Mitglieder gemeldet. Dabei kommt es zu ungewöhnli­chen Konstellat­ionen. So wird der nächste König der 2. Grenadiere Jakobus Dirk Rameckers, der 1. Hauptmann der Stockumer Grenadiere. sein. Rameckers wird, da alle Schützenak­tivitäten abgesagt werden mussten, allerdings nicht in diesem Jahr, sondern erst 2021 sein Amt antreten. „Ich bin quasi ein König in Lauerstell­ung.“

Auch das Fest, mit dem die 40-jährige Freundscha­ft gewürdigt werden sollte, fällt flach. Im nächsten

Weiße Hose und Hemd, schwarze Jacke und Zylinder

Jahr nachholen wollen die 2. Grenadiere aber ihre ursprüngli­ch am 28. März geplante Jubiläumsf­eier zum 175-jährigen Bestehen der Kompanie. „Wir hatten diese schon komplett vorbereite­t“, sagt Schwarten. Eingeladen werden dann auch ganz sicher wieder die Grenadiere aus Stockum.

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FOTO: GRENADIERE STOCKUM Die 2. Grenadiere Jacobus aus der Stadtmitte ziehen 1980 erstmals mit ihrer Fahne bei den 1. Grenadiere­n in Stockum mit.

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