Wirtschaft dringt auf Plan für Ausstieg aus Shutdown
BERLIN (qua)Während sich die Spitzenpolitiker darauf eingeschworen haben, den Ausstieg aus dem Corona-Shutdown nicht vor Ostern zu thematisieren, dringt die Wirtschaft auf Planungssicherheit. „Wir können im Wochentakt messen, wie sich die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe verschlechtert. Deshalb brauchen viele in der Wirtschaft schnell Klarheit zu offenen Fragen. Die Unternehmen müssen vor den Feiertagen wissen, woran sie sind“, sagte Eric Schweitzer, Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, unserer Redaktion. Es dürfe kein Dauerzustand werden, dass sonntags verkündet werde, was ab Montag gelte. Schweitzer betonte weiter: „Unternehmern fällt es schwer, nichts tun zu dürfen.“Sie sollten aber wenigstens die Perspektive erhalten und sich darauf vorbereiten können, wie sie hoffentlich bald wieder mit bestimmten Einschränkungen agieren dürfen. Schweitzer appellierte an staatliche Stellen, ihre Serviceleistungen mit kreativen Mitteln und virtuell aufrechtzuerhalten.
Zahlen, die Hoffnung machen, konnte der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Freitag nennen. Demnach steckt ein Infizierter derzeit im Durchschnitt einen weiteren Menschen an. In den Vorwochen waren es noch fünf, teils sogar sieben. Entwarnung gibt Wieler aber nicht. Die Pandemie lässt erst nach, wenn die Quote weniger als eins beträgt.
Auch der Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, setzt auf eine Exit-Strategie. „Es muss jetzt der Exit vorgedacht und vorstrukturiert werden, und zwar unabhängig vom konkreten Zeitpunkt“, erklärte Hüther. Klar sei aber auch, dass mit längerer Dauer des Lockdowns die ökonomischen Folgen zu psychosozialen Konsequenzen, häuslicher Gewalt und individuellen Depressionen ausreiften. Deshalb sei die Abwägung jetzt umso wichtiger. Als „zentralen Hebel“für den Einstieg in den Ausstieg sieht Hüther Schulsystem und Kinderbetreuung. Damit habe am 16. März der Stillstand des öffentlichen Lebens in Deutschland begonnen, dort müsse es auch jetzt wieder losgehen. Die Öffnung der Läden könne sich an der Einhaltung der Abstandsregeln und Sicherheitsvorkehrungen orientieren. Hüther betonte zudem: „Die Industrie muss auf die internationalen Lieferketten setzen können, deshalb ist ein EU-Grenzmanagement für die weitere Öffnung zentral.“