Wirkung verpufft im lauten Bass
Zwei riesige Lautsprecher-Türme rahmen eine überdimensionierte LED-Wand ein. Die Piazza des K21 wird an diesem Abend von Alva Noto bespielt. Im Untergeschoss des Hauses läuft derzeit noch die sehenswerte Ausstellung des Künstlers und Musikers Carsten Nicolai. Der schlechten Akustik des hohen Raumes wirft Nicolai einfach so viel Power entgegen, dass sich der Bass tief in die Magengrube eingräbt. Dazu scheppert der Wiederhall aus allen Ecken. Musik für echte Technoclubs ist das. Carsten Nicolai Heute spielt er Auszüge aus seinem Album „Unieqav“, erschienen 2018 auf dem von ihm mitgegründeten, legendärem Label Raster-Noton. Klein und schüchtern steht er hinter einem Laptop. Über ihm laufen Computer-animierte Visuals über die knackscharfe LED-Leinwand. Synästhetische Erlebnisse will der Chemnitzer in seiner Kunst schaffen. Was in der Ausstellung ein Stockwerk tiefer auch wunderbar funktioniert, verfehlt auf der Piazza seine Wirkung. Viel zu laut kracht der Bass auf die Zuschauer ein. Stimmung will dazu im Publikum, das hauptsächlich aus Galeristen, Künstlern und anderen Akteuren der hiesigen Kulturszene besteht, nicht aufkommen. Dazu muss der Auftritt fast zehn Minuten wegen technischer Probleme unterbrochen werden. Routiniert spielt Nicolai am Laptop danach sein Konzert zu Ende. Ohne die Ekstase eines Ravers und ohne das synästhetische Erlebnis seiner Ausstellung.
Clemes Henle