So schick waren die Frauen beim Prinzenball.
Wir leben in der Zeit der eierlegenden Wollmilchsäue. Hybride sind auf allen Ebenen erwünscht, bei Autos soll es zumindest ein bisschen elektrischer Antrieb sein, und Bio ist immer gut. Im Unterhaltungssektor ist das nicht anders: Je mehr du kannst, desto besser. Im Premiumsegment der Ballabende gibt es in Düsseldorf einen unangefochtenen Spitzenreiter: den Prinzenball, der seinen rund 700 Gästen viel bietet. Wer nach dem Besuch nicht in bester Laune und leicht ermattet nach Hause fährt, dürfte auch sonst im Leben nicht viel zu lachen haben. Die Damen tragen lange Kleider (darauf freuen sie sich jedes Jahr) und die Herren Smoking. Wer will, tanzt Standard, das ist vor allem zu Beginn im Rheingoldsaal des Hilton der Fall, dann geht der Stil ins Improvisieren über. Schließlich wird auch noch gesungen, wenn wie am Samstag Italo-Sänger Giovanni Costello „Via con me“intoniert. Prinzenclub-Präsident Jobsi Driessen erinnert daran, wie Costello auf der Kö in „Tinos Bar“in die Tasten haute, und man kann sich gut vorstellen, welches Vergnügen damals die Abende machten. Driessen will aber mehr, nämlich Party, weil er weiß, „dass dann der Saal kocht“, und das tut er auch, als die „Big Maggas“aus Hamburg die Bühne entern, ziemlich schräge Vögel, der flotte Otto am Bass trägt Hosenträger über dem nackten Oberkörper. Der Lackschuh-Karneval nähert sich bedrohlich dem AprèsSki-Absturz, als der Saal „An der Nordseeküste“schmettert, Nenas Leuchtturm besingt und die Reeperbahn hochleben lässt. Sitzen tut da schon längst kaum jemand mehr, und die Tanzfläche ist kurz darauf auch wieder voll, weil die Band „Heavens Club“ihr Handwerk versteht und nicht umsonst seit Jahren beim Prinzenball aufspielt.
Ach ja, um Karneval geht es auch, aber eher am Rande. Gleich zu Beginn wird viel Helau gerufen, als Prinz Axel mit seiner Venetia Jula einzieht und die Tanzmariechen der Prinzengarde Rot-Weiss Können und Kondition unter Beweis stellen. Die Tombola zieht Driessen im Hauruck-Tempo durch, denn die Ziehung soll kein Partykiller sein. Die Stadtgesellschaft begrüßt das sehr, egal ob Bürgermeister, Unternehmenschef oder Mittelständler. Das ist der Abend, an dem jeder seinen Spaß haben kann, und in dieser Gewissheit sind die Gäste gekommen. Die Stimmung ist schon bei der Ankunft gelöst, obgleich die Garderobe wieder mal schlecht organisiert ist. Antje Krüssenberg bringt der hinter ihr stehenden Dame, die sie gar nicht kennt, auch ein Gläschen Sekt mit, um die Wartezeit zu überbrücken. Gibt's auch nicht alle Tage.