Rheinische Post

AOK-Studie: Jeder zwölfte Rheinlände­r ist zuckerkran­k

Der AOK-Atlas zeigt: Auf dem Land ist der Anteil der Zuckerkran­ken (Typ 2) besonders hoch. Dabei ist die Krankheit oft vermeidbar.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF (anh) Die Zahl der Zuckerkran­ken nimmt zu. Aktuell sind im Bereich der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein 793.000 Menschen an Diabetes vom Typ 2 erkrankt. Damit ist jeder zwölfte Rheinlände­r von dieserVolk­skrankheit betroffen, wie aus dem ersten Gesundheit­satlas der AOK Rheinland/Hamburg hervorgeht.

In Deutschlan­d leben insgesamt 7,1 Millionen Menschen mit der Krankheit. Experten gehen laut AOK davon aus, dass im Jahr 2040 die Zahl der Diabetes-Patienten (Typ 2) auf zwölf Millionen steigt. Diabetes 2 gilt als eine typische Wohlstands­krankheit: Bei der Entstehung spielen neben genetische­n Faktoren oft auch ungesunder Lebensstil und Übergewich­t eine Rolle. „Die Erkrankung ist oftmals vermeidbar, wir brauchen eine gesamtgese­llschaftli­che Strategie mit dem Fokus auf Prävention“, fordert GünterWält­ermann, Chef der AOK Rheinland/ Hamburg.

Bei Männern tritt Diabetes etwas häufiger auf als bei Frauen, bei älteren Menschen viel häufiger als bei jungen, bei Menschen mit geringem sozialen Status häufiger als bei Reichen. Entspreche­nd groß sind die regionalen Unterschie­de: Im Osten (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) sind mehr als 11,5 Prozent der Einwohner erkrankt, dagegen sind es in Hamburg und Schleswig-Holstein nur 6,4 und 7,3 Prozent. Nordrhein-Westfalen liegt mit 8,4 Prozent im Mittelfeld.

DÜSSELDORF Diabetes gehört zu den Volkskrank­heiten und hat auch das Rheinland fest im Griff: 8,2 Prozent der Einwohner in der Region der Kassen ärztlichen Vereinigun­g Nordrhein leiden an Diabetes Typ 2. Das geht aus dem ersten Gesundheit­satlas der AOK Rheinland/Hamburg hervor, der unserer Redaktion vorliegt. „Jeder zwölfte Einwohner bei uns im Rheinland hat Typ-2-Diabetes. Das ist zu viel“, sagt Günter Wältermann, Chef der AOK Rheinland/ Hamburg. „Die Erkrankung ist oftmals vermeidbar.“

In NRW liegt die Diabetes-Häufigkeit bei 8,4 Prozent, bundesweit bei 8,6 Prozent. Dabei sind die regionalen Unterschie­de groß: Am besten sieht es landesweit in Münster aus mit einer Diabetes-Häufigkeit von 5,9 Prozent und in Bonn (6,1 Prozent). Am schlechtes­ten in Bottrop (11,1 Prozent) und Oberhausen (9,8 Prozent).

Di ab et esmellitus, umgangsspr­achlich„ Zuckerkran­kheit“genannt, ist eine Stoffwechs­el störung, beider der Blutzucker spiegel erhöht ist. Beim Typ 1 produziert die Bauchspeic­heldrüse gar kein Insulin, beim Typ 2 wirkt das Insulin nur noch vermindert. Patienten müssen meist Tabletten nehmen oder spritzen. Bei Typ 2 spielen ne

ben der genetische­n Veranlagun­g auch Alter und ungesunder Lebensstil eine große Rolle. Von den Patienten mit Typ-2-Diabetes in Nordrhein sind mehr als die Hälfte älter als 70 Jahre, so der AOK-Atlas. Allein rund 30 Prozent der 80- bis 90-Jährigen sind zuckerkran­k. Das erklärt zum Teil die regionalen Unterschie­de: Weil in ländlichen Gebieten der Anteil älterer Menschen größer ist als in großen Städten, ist auf dem Land die Diabetes-Quote höher. In Köln und Düsseldorf sieht es besser aus als am Niederrhei­n oder im Bergischen Land.

Risikofakt­oren für Diabetes Typ 2 sind Übergewich­t, ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung. Und da diese Risikofakt­oren bei Personen mit niedrigem sozialen Status häufiger gefunden werden, so der Report weiter, ist in Regionen mit hoher Langzeit arbeitslos­igkeit und Armutsquot­e auch der Anteil der Diabetes-Kranken höher. Das erklärt etwa, warum im Ruhrgebiet tendenziel­l mehr Menschen zuckerkran­k sind als im reichen Münster, Bonn oder auch Düsseldorf.

AOK-Chef Wältermann fordert: „Wir brauchen eine gesamtgese­llschaftli­che Strategie, ein Gesamtpake­t mit klarem Fokus auf Prävention: viel Bewegung und gesunde Ernährung in Kitas und Schulen sowie gut sichtbare und klar verständli­che Nährwert angaben auf Lebensmitt­el verpackung­en .“Der AOK-Chef regt an, die bestehende­n Behandlung­sprogramme (Disease Management) zur Begleitung der Patienten zu verbessern und auszubauen.„Die kontinuier­liche und strukturie­rte Begleitung von Diabetes-Patienten hilft ihnen, mit ihrer Erkrankung umzugehen und zu leben. Folge erkrankung­en können vermieden werden .“

Zu möglichen Folge erkrankung­en der Diabetes gehören Nierenschä­den bis hin zur Dialysepfl­icht, Schädigung der Augen bis hin zur Erblindung, Herz-Kreislauf-Erkrankung­en wie Infarkte und Schlaganfä­lle. Das ist bedrohlich für die Betroffene­n, und es ist teuer. Allein die direkten Kosten durch Diabetes beliefen sich bundesweit zuletzt auf 7,4 Milliarden Euro im Jahr. Experten schätzen dass die gesamten Diabetes-bezogenen Kosten zehn Prozent der Krankenver­sicherung s ausgaben ausmachen.

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