Kramp-Karrenbauer will mehr Frauen auf Partei-Posten
Die CDU-Chefin hat ihr Amt als Vize-Vorsitzende der Frauen Union abgegeben. Von den Parteifreundinnen wurde sie in Leipzig gefeiert.
LEIPZIG Eine feste Bastion hat die angeschlagene CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer immer noch: die Frauen Union (FU) mit immerhin 155.000 Mitgliedern. Am Samstag in Leipzig versicherte sie sich beim Delegiertentreffen der FU ihres parteiinternen Rückhalts und gab sich kämpferisch.
Seit 20 Jahren gehört AKK dem Vorstand der Frauen Union an, war seit 2003 deren stellvertretende Vorsitzende – ein Amt, das sie nun als CDU-Chefin und Verteidigungsministerin abgab. Zwar war auch die von Staatsminister Annette Widmann-Mauz geführte Frauen Union in den vergangenen Monaten keineswegs immer so begeistert über die Auftritte der CDU-Chefin wie an diesem Samstag in Leipzig. Eines breiten Rückhalts der weiblichen Parteimitglieder kann sich Kramp-Karrenbauer dennoch weiter sicher sein. Während die Christdemokratin in den vergangenen Monaten viele Fehler machte, Missverständnisse provozierte und am Ende vor laufenden Kameras nicht mehr souverän wirkte, war der Auftritt in Leipzig ein Heimspiel für sie. Kramp-Karrenbauer, der zuletzt in Berlin ein eisiger Wind entgegenwehte, genoss Applaus, Jubel und die vielen Fotowünsche.
Sie hielt eine programmatische Rede, in der sie von 30 Jahren Mauerfall über modernen Konservativismus, Bundeswehreinsätze im Ausland bis zu Frauenfragen etliche Themen anschnitt. Beim Top-Thema des Wochenendes, dem Klimaschutz, zu dem die CDU-Spitze am Montag ein Konzept verabschieden möchte, blieb sie unkonkret, betonte aber die Notwendigkeit einer Einigung und sagte: „Es geht für uns um die Frage, welcheWelt wir unseren Kindern hinterlassen.“
Kramp-Karrenbauer stellte sich auch hinter das zentrale Anliegen der Frauen Union bei diesem Delegiertentreffen. Die Frauen in der CDU fordern ein Reißverschlussverfahren bei künftigen Aufstellungen von Wahllisten und mehr Einfluss in den Parlamenten insgesamt. AKK wird deutlich:„Frauen sind keine vulnerable Minderheit, die von irgendjemandem gefördert werden müssen. Wir sind die Hälfte der Gesellschaft und fordern, was uns zusteht.“So deutlich hat das Angela Merkel als CDU-Chefin nie formuliert.
Zurückhaltend reagierte JU-Chef Tilman Kuban auf die Forderungen der Frauen. „In der CDU können Frauen Karriere machen. Das haben nicht zuletzt Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer und Ursula von der Leyen bewiesen.“Mehr Frauen für die Parlamente zu gewinnen, sei eine große innerparteiliche Aufgabe. Dafür kommt es in der Union vor allem darauf an, dass man als Wahlkreiskandidat oder -kandidatin aufgestellt werde. Die Junge Union arbeite daran, dass mehr junge Frauen in den Wahlkreisen nominiert würden.
Die Frauen Union ist allerdings schon länger nicht mehr mit dem parteiinternen Quorum zufrieden. Es empfiehlt nur ein Drittel aller Partei-Posten für Frauen. FU-Chefin Widmann-Mauz sagt inzwischen: „Halbe-halbe ist das Ziel.“Das Thema soll beim Parteitag im November aufgerufen werden.
Ob für Kramp-Karrenbauer nach ihrer Pannenserie die Talsohle im öffentlichen Ansehen durchschritten ist, mochten die Delegierten nicht mit Gewissheit sagen. Eine kleine Bewegung stellte das Umfrageinstitut Forsa fest. Im Vergleich zu Finanzminister Olaf Scholz und Grünen-Chef Robert Habeck ist Kramp-Karrenbauer bei der Kanzlerpräferenz von 18 auf 20 Prozent gestiegen. Ein Fortschritt von einem sehr geringen Niveau und immer noch mit großem Abstand zur Konkurrenz – Habeck und Scholz liegen bei jeweils 32 Prozent.