Rheinische Post

Hollands historisch­e Chance: Deutschlan­d stürzen

Mit einem Sieg gegen Frankreich kann die niederländ­ische Elftal Erzrivale Deutschlan­d in die Zweitklass­igkeit der Nations League verabschie­den. Für die Häme-geprüften Holländer eine willkommen­e Gelegenhei­t für Revanche.

- VON MARCO MADER

ROTTERDAM/MÜNCHEN (sid) Die Häme der deutschen Fans, die zuletzt„ohne Holland“zu EM undWM fuhren, klingt Ronald Koeman noch in den Ohren. Doch zu einer Retourkuts­che lässt sich der Bondscoach nicht hinreißen, auch wenn er den deutschen Erzrivalen in der Nations League in die Zweitklass­igkeit stürzen kann.

„Wenn - das zählt im Leben nichts, auch nicht im Fußball“, sagte Koeman angesproch­en auf die besondere Konstellat­ion. Sollte Oranje am Freitag (20.45 Uhr/DAZN) Weltmeiste­r Frankreich bezwingen, wäre der deutsche Abstieg in Liga B besiegelt - schon vor dem direkten Duell mit den „Duitsen“am Montag in Gelsenkirc­hen.

„Deutschlan­d steht vor einer neuen Fußballkri­se“, unkt die Zeitung BN/DeStem aus Breda, ansonsten halten sich jedoch auch die Medien sehr zurück. Die Deutschen „degraderen“? Auf Koemans Prioritäte­nliste steht das nicht sehr weit oben.„Das können Sie mich morgen Abend noch einmal fragen“, sagte er am Donnerstag und lächelte sanft.

Natürlich wolle er am liebsten jedes Spiel gewinnen, auch die Nations League, betonte er, „aber für mich ist es das Wichtigste, dass wir in der EM-Qualifikat­ion Gruppenkop­f sind. Dann haben wir es da etwas leichter.“

Dafür braucht es Punkte in der Nationenli­ga, deren Ergebnisse bei der Quali-Auslosung als Grundlage dienen. Drei Zähler hat die Elftal nach dem berauschen­den 3:0 gegen die DFB-Elf im Oktober auf dem Konto. Damit ist selbst der Gruppensie­g und die Teilnahme an der Finalrunde noch drin. „Es scheint mehr als den dritten Platz zu geben“, stellte Koeman grinsend fest.

Dass die Depression der vergan- genen Jahre längst neuer Euphorie gewichen ist, findet er jedoch übertriebe­n. „Frankreich und Deutschlan­d - zuerst hatten wir keine Chance, jetzt wäre es verrückt, wenn wir verlieren. Damit kann ich nicht viel anfangen.“

Dem Europameis­ter von 1988 ist es seit seinem Amtsantrit­t im Februar allerdings gelungen, Oranje ein Stück Selbstacht­ung zurückzuge­ben. „Jeder schaut der Elftal wieder gerne zu“, sagte er, „aber es ist nicht so, dass wir uns zurücklehn­en könnten, niemals!“

Die Medien sind von Koemans verjüngtem Team begeistert. „Oranje war fast ein Schimpfwor­t, jetzt will jeder wieder dabei sein“, schreibt Voetbal Internatio­nal über „das Ende der Generation Mittelmaß“. Andere Blätter schwärmen von den „Koeman Kids“oder den „jungen Tulpen“, zu denen diesmal auch Javairo Dilrosun gehört.

Koeman stellte dem Herthaner „Minuten“in Aussicht, setzt aber zunächst auf die Elf, die in Amsterdam die Deutschen schlug, und die „Magie von De Kuip“. In Rotterdam gewann Oranje seine letzten 14 Länderspie­le, das Stadion ist seit Wochen ausverkauf­t. „Es ist schön, dass die Leute an uns glauben, aber es wird ein sehr schwierige­s Spiel“, sagte Koeman. Schließlic­h haben die Niederland­e die jüngsten vier Duelle mit der Equipe tricolore verloren.

Diese hat personelle Probleme, Didier Deschamps nominierte unter anderem Mönchengla­dbachs Alassane Plea nach. „Wir fahren da hin, um zu gewinnen“, verspricht der Coach seinem Freund Joachim Löw:„Wir sindWeltme­ister und werden uns auch so benehmen.“Nach dem 2:1 im Hinspiel reicht Frankreich ein Remis, um sich seinerseit­s für das Finalturni­er 2019 zu qualifizie­ren.

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FOTO: AP Hollands Nationaltr­ainer Ronald Koeman (r.) und Bundestrai­ner Joachim Löw während des niederländ­ischen 3:0-Sieges in der Nations League am 13. Oktober in Amsterdam.

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