Electricity-Konferenz: Der Star ist das Wort
Bereits zum vierten Mal fand am Wochenende die Electricity-Konferenz statt. Was 2015 noch als große Konferenz garniert mit hochkarätigen Auftritten von Musikern und Bands begann, fand nun im familiären Rahmen im Haus der Universität statt.
Basierend auf der Idee des Buches „Electri_City – Elektronische Musik aus Düsseldorf“von Rudi Esch, die Geschichte der Popmusik über Zeitzeugen zu erzählen, wur- den Themen wie Gender im Punk, Mode und die Do-it-yourself-Attitüde des Punks diskutiert. „Zeitzeugen sind packend und authentisch, daher ist auf dieser Konferenz die wörtliche Rede der Star“, erklärte Gastgeber Rudi Esch.
Zu seinen Gästen gehörte so etwa Jordan Mooney, die fester Bestandteil der Boutique SEX auf der Londoner King’s Road war. Dort schufen der Sex-Pistols-Manager Malcom McLaren und die Designerin Vivienne Westwood in den 1970er Jahren den Punklook.
Der Musiker und Journalist John Robb, als Jugendlicher selbst Teil der Punkbewegung, referierte im Haus der Universität über die Frauenpunkband The Slits. Als Star des Abends trat schließlich der Musiker Jah Wobble auf, der in den vergangenen 40 Jahren als Bassist in zahlreichen Projekten mitgewirkt hat und unter anderem auch mit den Can-Musikern Holger Czukay und Jaki Liebezeit Musik aufnahm.
Für Esch, der mit seiner Band Die Krupps international Erfolge feierte und das Musikgenre Indus- trial maßgeblich mitgeprägt hat, war diese vierte Konferenz-Ausgabe auch ein Neustart. Denn zum ersten Mal ging es nicht mehr ausschließlich um Düsseldorf und die elektronische Musik. Denn Kraftwerk sei natürlich nicht die einzige Band aus Düsseldorf, sagt Esch. Leider fiel die Beschäftigung mit der Düsseldorfer Musikszene rund um den Ratinger Hof aber gering aus, denn der Vortrag über Düsseldorfs bekannteste Frauenpunkband Östro 430 musste kurzfristig abgesagt werden.
Dafür plant Rudi Esch, das Thema Popmusik als Kunstform in den nächsten Jahren weiterhin auf der Konferenz zu bearbeiten. „Nächstes Jahr wird es um 25 Jahre Techno gehen“, kündigte er an. „Für 2021 plane ich eine Konferenz über die Einstürzenden Neubauten und Die Krupps, auch wenn es seit 20 Jahren Ressentiments zwischen den beiden Bands gibt.“
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Popmusik im Rahmen einer Konferenz steht für Esch dabei immer im Mittelpunkt. „Die Pop- musik der 1960er bis -80er Jahre wird immer musealer. Und das aus gutem Grund, denn sie ist wichtige Kunst“, so Esch. Dabei ist vor allem der Dialog mit englischen Musikern wichtig, denn erst hier wird klar, was für eine Bedeutung Düsseldorfer Bands wie Kraftwerk und NEU! auf eine ganze Generation von britischen Popmusikern hatten. So erzählt Andy McCluskey zum Beispiel in der BBC-Doku „Synth Britannia“mit strahlenden Augen, wie ein Kraftwerk-Konzert sein Leben verändert hat.