Euro-Zone in Sorge wegen Italiens Schulden
Die drittgrößte Volkswirtschaft im Euro-Raum hat 2,3 Billionen Euro Schulden, will seine Neuverschuldung aber weiter erhöhen.
LUXEMBURG (dpa) Die Euro-Finanzminister sind angesichts der geplanten Ausgabenerhöhung des hoch verschuldeten Italien in Sorge. „Italien beschäftigt uns alle“, sagte der Eurogruppen-Vorsitzende Mario Centeno am Rande des Treffens am Montag in Luxemburg, „wir haben Fragen und erwarten Antworten.“Die ersten Signale aus Rom seien wenig beruhigend, sagte der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra.
Italien ist die drittgrößte Volkswirtschaft des gemeinsamen Wäh- rungsgebiets und weist mit etwa 2,3 Billionen Euro einen gewaltigen Schuldenberg auf. Die Schuldenquote – das ist das Verhältnis des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zur Gesamtverschuldung – liegt bei etwa 132 Prozent und ist die höchste in Europa nach Griechenland. Athen hatte erst im August nach acht Jahren wieder den Euro-Rettungschirm ESM verlassen. Bis dahin war das Land mit Milliardenkrediten im Gegenzug für strikte Spar- und Reformmaßnahmen vor der Pleite bewahrt worden. Erlaubt ist nach den sogenannten Maastricht-Kriterien in Europa lediglich eine Gesamtverschuldung von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. Italien ist daher verpflichtet, seine Schulden zu reduzieren.
Die Regierungskoalition aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega hatte vergangene Woche dennoch eine deutlich höhere Neuverschuldung angekündigt. 2019, 2020 und 2021 soll das Defizit demnach bei 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen. Die Vorgängerregierung hatte 0,8 Prozent für 2019 angepeilt.
Es gebe verbindliche Regeln, sagte Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire. Finnlands Ressortchef Petteri Orpo sagte, er sei wegen Italien „ein bisschen besorgt“. Die Entwicklung in Rom müsse genau im Auge behalten werden. Italien sei mit seinen Ankündigungen erheblich von den bisherigen Zusagen abgewichen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici.Wenn alle Details auf demTisch lägen, könne die Kommission ihre vollständige Bewertung abgeben. „Die italienische Regierung muss den Italienern die Wahr- heit sagen“, sagte Moscovici weiter. „Mehr öffentliche Ausgaben können eine Zeit lang mehr Popularität bringen. Aber dann kommt die Frage:Wer zahlt dafür?“
Den vollständigen Haushaltsentwurf muss die italienische Regierung bis zum 15. Oktober an die EU-Kommission übermitteln. Diese muss den Entwurf dann im Detail prüfen. Die Brüsseler Behörde werde gezwungen sein, die Pläne im November abzulehnen, berichtete „La Repubblica“am Montag unter Berufung auf EU-Kreise.