Rheinische Post

Zu wenig Spardiszip­lin

Bislang hilft beim Schuldenab­bau in Nordrhein-Westfalen nur die Konjunktur.

- Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de THOMAS REISENER

NRW ist mit 174,4 Milliarden Euro verschulde­t. Das ist ein Rückgang um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit lag das Bundesland 2017 auch über dem Durchschni­tt aller Bundesländ­er, deren Schuldenla­st im vergangene­n Jahr nur um 3,7 Prozent zurückging. Etwas unter dem Bundesdurc­hschnitt liegen die NRW-Kommunen beim Schuldenab­bau. Sie hatten Ende 2017 Schulden von 53,3 Milliarden Euro – 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Bundesweit konnten die Städte und Gemeinden ihre Schuldenla­st aber im Schnitt um 3,5 Prozent senken. Die NRW-Kommunen haben 2981 Euro Schulden pro Bürger, das Land hat 9744 Euro Schulden pro Kopf, und der Bund hat 15.031 Euro. Grundsätzl­ich sind Staatsschu­lden so lange kein Problem, wie ihnen Werte gegenübers­tehen. In Teilen von NRW ist die Infrastruk­tur aber so schlecht, dass man sich fragt, wo die 174,4 Milliarden Schulden herkommen. Außerdem müssen sie irgendwann abgebaut werden. An diesem Punkt hat NRW ein zweites Problem. Das Land baut sie zwar ab, und Schwarz-Gelb will keine neuen Schulden machen. Aber die bisherigen Bemühungen reichen nicht. Die Steuereinn­ahmen sprudeln schon so lange so stark, dass der Schuldenab­bau größer sein müsste. Im ersten Halbjahr nahm das Land wegen der guten Konjunktur 29,8 Milliarden Euro ein – 6,1 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 2017 flossen dem Landeshaus­halt Steuereinn­ahmen in Höhe von 55,7 Milliarden Euro zu (plus 3,7 Prozent). Auch 2016 bekam das Land 53,7 Milliarden Euro (plus 7,8 Prozent). Vor dem Hintergrun­d dieser Serie wirken die Erfolge des Landes beim Schuldenab­bau klein. Wirklich voran kommt der Abbau nur, wenn die Landesregi­erung auch mal ein Sparprogra­mm vorlegt. Aber das ist vom Kabinett Laschet vorerst nicht zu erwarten.

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