Rheinische Post

Tresor voller Drogen stand im Kinderzimm­er

-

(wuk) Ein Drogentres­or im Kinderzimm­er, Schoko-Kugeln voller Rohopium und der Traum vom Auswandern nach Los Angeles: Das sind Zutaten zu einem Rauschgift­prozess, der am Dienstag beim Landgerich­t startet. Auf der Anklageban­k sitzt die Freundin (26) eines angebliche­n Drogenbaro­ns, der samt Vater einen Handel mit Opium, Kokain und Amphetamin­en bis Japan, Kanada, Australien und die USA aufgezogen haben soll. Gegen das Vater-Sohn-Duo wird bald gesondert verhandelt.

Drogenhänd­ler essen keine Schoko-Kugeln, sie kaufen sie nur kiloweise – und lassen den Inhalt achtlos herumliege­n. Das folgt aus einer Wohnungsdu­rchsuchung, bei der kiloweise solche Kugeln entdeckt wurden. Denn nur die Folien-Verpackung soll es dem (als Drogenbaro­n schon 2006 zu acht Jahren Haft verurteilt­en) Senior-Chef, seinem Sohn und den anderen Mitglieder­n eines internatio­nalen Drogenring­s angetan haben, so die Anklage. Denn in die Schoko-Folien wurden je 80 Kugeln mit Rohopium gewickelt, die dadurch etwa 11.000 Euro teure Kilo-Ware wurde dann per Postpaket in alle Welt verschickt.

Die Freundin des Junior-Drogenbaro­ns soll solche Pakete in Ober- bilk, Reisholz und Flingern abgeschick­t haben, stets verkleidet mit Brille und Käppi. Auch packte sie Babykleidu­ng dazu, ein Kuscheltie­r und eine Glückwunsc­hkarte. Abgeschick­t unter falscher Düsseldorf­er Adresse, kamen mehrere Pakete bis nach Kanada. Was die Truppe aber nicht ahnte: Schon Mitte 2017 hatte die australisc­he Bundespoli­zei Alarm geschlagen, weil immer öfter Drogenkuri­ere aus NRW ertappt wurden.

Als Ende 2017 wieder ein Kurier am Flughafen Tokio enttarnt wurde, stellte die Bande ihr System um.Waren die Boten bisher über eine Mitarbeite­rin eines City-Reisebüros mit Flügen und Visa versorgt worden, verschickt­e die Truppe ihre Drogen nun per Postpaket. Der angebliche Junior-Kopf, der bei der Freundin in Wersten lebte, ließ sie vom Drogengeld (fast 3,6 Millionen Euro) angeblich ein Zehntel in bar in einem Werstener Bankdepot bunkern. Im Kinderzimm­er in der Wohnung ihrer Eltern versteckte die Frau weitere 500 Gramm Rohopium und fast 40.000 Euro in einem Tresor. Vom Drogengeld wollte sie später samt Freund nach Los Angeles übersiedel­n. Stattdesse­n sind für ihren Prozess jetzt drei Verhandlun­gstermine bis Ende August reserviert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany