Als Tischtennis in Wohnzimmern gespielt wurde
Das Museum im Zentrum am Staufenplatz zeigt Dinge aus der Geschichte der Sportart, die in Vergessenheit zu geraten drohen.
Borussia Düsseldorf hat spätestens mit der Spielzeit 2010/11 Geschichte geschrieben. Damals gelang den noch mit dem klassischen Celluloidball spielenden Tischtennis-Virtuosen das Double-Triple, also zum zweiten Mal hintereinander der Gewinn der deutschen Meisterschaft, des nationalen Pokals und der Champions League in einer Saison. Und dennoch hat es dieses Double-Triple nicht ins Tischtennis Museum geschafft, das jetzt im Deutschen Tischtennis-Zentrum mit vielen Schaustücken in drei gro- ßen Glasvitrinen über die Historie des besonders in Asien beliebten Ballspiels informiert.
Welcher Tischtennis-Fan weiß denn heute noch, dass nicht nur Fußball, Cricket oder Tennis, sondern auch die Sportart, die auf einer Platte gespielt wird, eine britische Erfindung ist. „Angefangen hat es Ende des 19. Jahrhunderts, als zwei Tennisspieler wegen Regens in die Lobby des Klubhauses gingen und sich die Bälle dort zuschlugen. Ein gewisser Major Wingfield machte dann ein Spiel für drinnen daraus. Deshalb haben die Tischtennisplatten die Maße, die einem englischen Wohnzimmertisch dieser Zeit entsprechen“, erläutert Günther Angenendt. Er ist seit Jahrzehnten Sammler von seltenen Tischtennis-Memorabilien, ein lebendes Lexikon und sozusagen Stifter der Museumsstücke.
So weiß Angenendt auch, dass die inzwischen so dynamische und oft spannungsgeladene Sportart früher ein reines Gesellschaftsspiel war, das gespielt wurde, während andere ihren Tee genossen. Schmetterschläge, die heutzutage oftmals das Salz in der Suppe sind, waren verboten, wegen derVerletzungsgefahr für die Spieler.
„Zwischen 1900 und 1904 gab es keinen Haushalt in England, in dem kein Tischtennis gespielt wurde“, verrät Angenendt.
In den Anfängen wurden ausschließlich mit blanken Holzschlägern gespielt. Bis Mr. Wood auf dem Weg zu einem Turnier Kopfschmerzen bekam, Schmerztabletten kaufte und beim Bezahlen die Münze von der Bezahlmatte aus Gummi abprallte. So nahm Wood nicht nur die Medikamente, sondern auch das Gummiteil mit. Der erste Schlägerbelag war erfunden.
Viele weitere Geschichten werden anschaulich erzählt. So auch, dass der Name Ping Pong in den USA von einem Sportartikelhersteller rechtlich geschützt war und andere Firmen ihre Tischtennisartikel deshalb unter anderem unter dem Namen Whiff-Waff herausbrachten. Oder, dass die deutschen Damen schon zwei Mannschaftsweltmeistertitel erspielten (1934 und ‘39). Oder, dass Tennislegende Fred Perry 1929 Tischtennis-Weltmeister wurde, noch bevor er 1934, ‘35 und ‘36 das Tennisturnier inWimbledon gewann. Vieles, was drohte in Vergessenheit zu geraten, wird durch das Tischtennis-Museum dem Licht der Öffentlichkeit präsentiert.